Noch kein Urteil
Prozessauftakt: Sind die Rinder verhungert oder am falschen Futter verendet?
Fotos: Julius Böhm
26.07.2017 / FULDA -
An falschem Futter verendet?
Aus Geld- und Futtermangel habe er den Tieren zwei Jahre alte Silage gefüttert, die bereits stark verschimmelt gewesen sei. Die äußere Schicht habe er entfernt und mit dem Rest die Bullen gefüttert. Diese hätten auch gefressen und keinerlei Auffälligkeiten gezeigt, doch drei oder vier Tage später habe er allesamt tot im Stall gefunden. Offenbar seien sie an dem verschimmelten Futter eingegangen. Warum er die toten Bullen dann nicht entsorgt, sondern noch sechs bis sieben Wochen in seinem Stall habe verwesen lassen, konnte der Angeklagte nicht beantworten.
Zuvor hatte der 23-Jährige Richter Ulrich Jahn in knappen Worten über seine Familienverhältnisse und Lebensumstände Auskunft gegeben. Nach dem Tod seines alkoholkranken Vaters vor drei Jahren hatte er den Hof allein bewirtschaftetet. Seine aus Thailand stammende Mutter hatte sich getrennt und war weggezogen. Zwei angefangene Lehren als Dachdecker und Elektriker hatte er abgebrochen und auch mehrere Versuche, den Führerschein zu machen, blieben erfolglos. Er lebe von Ersparnissen und sei nicht krankenversichert, sagte er auf Nachfrage. Die Frage des Richters, warum er sich denn nicht bei der Arbeitsagentur arbeitslos melde und Unterstützung beanspruche, beantwortete der junge Mann mit "Kein Kommentar!" Sein Verteidiger führte dann für ihn aus, dass er keine Unterstützung bekäme, weil er über Grundbesitz verfüge. Er strebe dessen Verkauf an, wolle seine Mutter ausbezahlen, seine Schulden tilgen und irgendwo anders neu anfangen.
Das Verfahren gegen den 23-Jährigen wird am 8. August um 14 Uhr vor dem Amtsgericht fortgesetzt.+++