Bürgermeister Matthias Möller im Gespräch

Raststätte, Gewerbegebiet, Turbo-Internet: "Schlüchtern wird Mobilitäts-Stadt"

Bürgermeister Matthias Möller mit Modell der Stadt Schlüchtern
Fotos: Marius Auth

26.07.2017 / SCHLÜCHTERN - Der Charme der Bergwinkelstadt Schlüchtern wirkt dank zentraler Lage und hervorragender Verkehrsanbindung inzwischen bis ins Rhein-Main-Gebiet, neue Projekte sollen das Mittelzentrum fit für die Zukunft machen. Bürgermeister Matthias Möller will seine Management-Erfahrung einbringen, um Händlern, Kunden und Unternehmen ein "smartes Schlüchtern" bieten zu können.



Etliche Städte und Kommunen profitieren von ihrer Lage an der Achse der A66. Auch Schlüchtern verzeichnet eine überdurchschnittlich hohe Nachfrage nach Gewerbeflächen. Im Rathaus erläutert Möller, der seit September 2016 im Amt ist, anhand von Plänen die Situation: "Fast 70 Prozent der vorhandenen Gewerbeflächen sind bereits reserviert oder verkauft - insgesamt 70 Hektar. Neue Kapazitäten müssen erschlossen werden. Wir prüfen dafür momentan mehrere Flächen auf Geeignetheit - ideal wäre natürlich ein neues Gewerbegebiet in der Nähe des künftigen Geländes von Engelbert Strauss bei der Abfahrt Schlüchtern-Nord. So könnten anzusiedelnde Unternehmen von der Attraktivität des Bekleidungsherstellers profitieren. Die Fläche dafür könnte zwischen 17 und 25 Hektar groß sein. Parallel dazu werden momentan zwei Baugebiete ausgewiesen - eines in Wallroth, unmittelbar in der Nähe zu Engelbert Strauss, und eines in der Innenstadt. Aber Flächen allein locken weder Unternehmen noch Privatpersonen an: Unsere Aufgabe ist es, ein Gesamtpaket zu bieten, das die Vorzüge unserer Stadt vereint und gut kommuniziert", so Möller. Der 35-jährige Diplom-Kaufmann hat in der Automobilbranche Erfahrungen gesammelt und plant, Konzepte aus Marketing und Management in die Stadt-Entwicklung einfließen zu lassen: "Die Kundenorientiertheit der freien Wirtschaft wird auch in der kommunalen Verwaltung Einzug halten. Wir haben jetzt schon eine 'schnelle Eingreiftruppe' aus Kämmerei, Bauamt und Liegenschaftsamt gebildet: Wer sich ein Gewerbegebiet bei uns anschaut, muss innerhalb von 24 Stunden Auskunft bekommen. Welche Erschließungskosten fallen an, was ist technisch machbar, was rechtlich?

Heute wollen Unternehmen Autobahnnähe, Hochgeschwindigkeitsinternet und arbeitsplatznahe Wohnungen in einem attraktiven Umfeld, in dem auch junge Familien gerne leben. Wir werden das neue Gewerbegebiet, das 2018 im Haushaltsplan verankert sein wird und bereits 2019 Realität sein kann, hessenweit vermarkten, um kleinteiliges Gewerbe mit gut bezahlten Arbeitsplätzen anzulocken", so Möller. Andere Infrastruktur-Projekte stehen direkt vor der Tür: In der neuen Raststätte am Distelrasen wird gerade letzte Hand angelegt, ab dem 14. August soll die Anlage zusammen mit dem 2018 geplanten Neubau von Engelbert Strauss gleich ums Eck den Standort attraktiver machen. "Es ist auch möglich, Mitarbeiter von Engelbert Strauss im Baugebiet Wallroth in direkter Nähe zum Arbeitsort anzusiedeln. Wir haben einiges zu bieten: Ein großes Kulturangebot, eine aktive Vereinslandschaft, ein Kreiskrankenhaus mit Top-Ärztenetz, alle Schulformen und vielfältige Einkaufsmöglichkeiten.

Wir entwickeln momentan zusammen mit der Hochschule Fulda ein Dachleitbild, das definieren wird, wo die Stadt in den nächsten Jahrzehnten stehen soll und wie Alleinstellungsmerkmale besser kommuniziert werden können. Die Wohnraumverdichtung und Verkehrsproblematik im Rhein-Main-Gebiet kommen uns entgegen: Selbst in Randlagen von Frankfurt kostet der Quadratmeter bis zu 600 Euro, bei uns ist er um ein Vielfaches günstiger. Aber wir müssen unsere Stärken ausspielen, um die anspruchsvolle Klientel, ob Pendler oder Unternehmer, zu uns zu locken. Das Thema 'Smarte Mobilität' wird dazu noch ausgebaut werden: Zehn Elektrosäulen und sechs Elektro-Autos werden angeschafft, eine e-Tourismus-Card wird es erlauben, bequem Angebote von Kooperationspartnern wahrzunehmen. Ob Schwimmbad, Museum oder Einkauf, ob Schlüchtern, Sinntal, Steinau an der Straße oder Bad Soden-Salmünster - wir planen das Projekt in unserem Marketingverbund und sind momentan in der Preisfindungsphase", so Möller. Die Attraktivität der Innenstadt für Kunden soll zusätzlich gesteigert werden, indem das Parkraumbewirtschaftungssystem unter die Lupe genommen wird: "Es gilt, die Aufenthaltsqualität zu erhöhen. Wir werden auch über ein modernes Parkhaus nachdenken müssen, um die vorhandenen Kapazitäten zu entlasten", so Möller. (Marius Auth) +++

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