Wärmebilder aus der Luft

Wie man mit Hightech-Drohnen Rehkitze vor dem Tod bewahren kann

Mit der Drohne werden Felder und Wiesen überflogen, um Rehkitze ausfindig zu machen
Fotos: Julius Böhm

18.07.2017 / HERBSTEIN - Das Rehkitz "Bambi" aus dem gleichnamigen Disney-Klassiker ist der Inbegriff von "süß". Mit dünnen Beinen hüpft es durch den Wald und versprüht pure Lebensfreude. Diese zarten Wesen sind aber in Gefahr: durch landwirtschaftliche Maschinen. Deshalb hat Hans Ullrich Weidner aus Grebenhain (Vogelsberg) Anfang des Jahres das Kitzrettungsteam ins Leben gerufen. Inzwischen kommen sogar Drohnen zum Einsatz, um die Tiere vor dem Tod zu bewahren. 



Man muss wissen: Die Ricke - die Rehmutter - legt ihr Kitz häufig in Wiesen ab, um nach Futter suchen zu können. "Die Rehkitze haben aber noch keinen Fluchtinstinkt. Kommt ein Raubtier oder eben ein Landwirt mit Kreiselmäher oder Mähdrescher, laufen die Tiere nicht weg, sondern ducken sich ängstlich in die Wiese", erklärt Weidner, der Vorsitzender der Jägervereinigung Lauterbach ist.

Was passiert, wenn ein solches Gerät über ein Kitz hinwegfährt, kann sich jeder ausdenken. "Von dem Tier bleibt nichts übrig. Oft sind die Tier auch schwer verletzt. Dann werden wir Jäger gerufen und müssen die Tiere von ihren Qualen erlösen", so Weidner weiter, "und das tut wirklich weh."

Zusammenarbeit zwischen Landwirt und Förster/Jäger

Das Vogelsberger Kitzrettungsteam will die Landwirte mit Förstern und Jägern zusammenbringen und eine enge Zusammenarbeit entwickeln. Ziel der Aktion ist es, dass Landwirte ihre Mähaktionen rechtzeitig ankündigen, damit das Rettungsteam die entsprechende Wiese überprüfen kann. Als "fliegendes Hilfsmittel" kommt dabei eine Drohne mit Wärmebildkamera zum Einsatz.

"Bisher sind wir mit einem Team über eine Wiese gelaufen und haben jeden Meter überprüft. Mit der Drohne geht das natürlich viel schneller und mit weniger Aufwand", so Weidner. Das Kitzrettungsteam nahm zu dem Gelnhauser Modellbauer-Ehepaar Anita und Jörg Fuchs auf, die ferngesteuerte Drohnen vertreiben. Bei einem ersten Testflug im Raum Schlüchtern wurden in wenigen Stunden acht Rehkitze auf Wiesen entdeckt und gerettet. Am gestrigen Sonntag erlebten bei Rixfeld im Vogelsbergkreis gut 50 Interessierten die Arbeitsweise de Drohne.

Eine Fläche von 20 mal 40 Metern lässt sich aus der Luft mit einem Blick überprüfen. Das spart Zeit und jede Menge Aufwand der ehrenamtlichen Helfer des Kitzrettungsteams. Solch eine Drohne hat aber auch ihren Preis: mit Wärmebildkamera sind bis zu 3.800 Euro fällig. Ob sich vielleicht mehrere Landwirte zusammenschließen und die Investition gemeinsam packen - die Zukunft wird es zeigen. (Julius Böhm) +++

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