Ein großer bescheidener Mediziner

Prof. Dr. Jaspersen hat im Klinikum "ein Stück Humanqualität" verkörpert

Ein Herz und eine Seele: Prof. Jaspersen mit seinen beiden Chefsekretärinnen Brigitte Laux-Stapf und Silvia Müller-Stiehl (re)
Fotos: Hendrik Urbin

13.07.2017 / FULDA - Er wäre lieber einen Marathon gelaufen, als mit großem Tamtam verabschiedet zu werden. Doch alles kam so, wie es sich gehört. Der Direktor der Medizinischen Klinik II (Gastroenterologie und Stoffwechselerkrankungen), Prof. Dr. Daniel Jaspersen (65), hatte Ende Juni seinen letzten Arbeitstag. Am Mittwochabend ist die bundesweit hochgeschätzte Medizinkoryphäe im Hörsaal des Klinikums für ihr fast 30-jähriges Wirken mit viel Lob und Anerkennung bedacht worden.


Weit über 200 Gäste aus Politik, Wirtschaft, dem öffentlichen Leben, zahlreiche Kollegen, Freunde, Patienten und Weggefährten kamen aus Nah und Fern in die Domstadt. Der Hörsaal war prall gefüllt, so wie lange nicht mehr. Viele mussten während des fast zweistündigen Festakts stehen. Mit Prof. Jaspersen geht der letzte Klinikchef der "alten Garde" und der bisher einzige in der Historie, der 1996 quasi als Hausberufung vom Leitenden Oberarzt zum Direktor ernannt wurde.

Im Mittelpunkt stehen und Lob ernten - das braucht der Chefarzt aus Fulda-Edelzell eigentlich gar nicht. Aber er hat es verdient. "Lieber Herr Jaspersen, Sie sind mehr als nur der Ärztliche Direktor der Med. II gewesen: Sie waren - und werden es bleiben - ein geachteter Repräsentant, ein Gesicht unseres Klinikums, unermüdlich im Einsatz für Ihre Patienten", sagte Vorstandssprecher Priv.-Doz. Dr. Thomas Menzel. Er bedankte sich auch im Namen seines Kollegen André Eydt (kaufmännischer Vorstand): "Ihr großer persönlicher Einsatz war immer davon geprägt, dass Sie als Chef nicht nur entscheiden und delegieren wollten, sondern sich auch immer gekümmert haben und zwar im besten Sinne des Wortes", erklärte Menzel. Er verweis dabei auch auf die sportlichen Erfolge von Jaspersen als Marathonläufer: "Läufer brauchen Ausdauer und Willenskraft, das hilft auch im beruflichen Alltag weiter. Fast 30 Jahre ärztliche Arbeit Klinikum Fulda, das war auch ein Marathon."

Bürgermeister Dag Wehner sprach für den Aufsichtsrat und die Stadt Fulda als Eigentümerin der Klinikum Fulda gAG. Er ging auf die hohe Reputation Jaspersens ein: "Sie haben menschlich und medizinisch tiefe Spuren hinterlassen. Prof. Jaspersen hat einen erheblichen Anteil daran, dass unser Haus bundesweit unter Fachkollegen und Patienten einen hervorragenden Ruf genießt."

"Wenn einer geht, dann ist es nicht wichtig, was er war, sondern wie er war", sagte Festredner Dr. Wolfgang Hamberger, ehemaliger Fuldaer Oberbürgermeister und "Begleiter der 1. Stunde des Klinikums". Er beschrieb den scheidenden Chefarzt so: ein exzellenter interdisziplinärer Teamworker, geprägt von Menschlichkeit, der Atmosphäre im Haus verbreitet und als vertrauensgebender Arzt gewirkt hat. Mit dieser Haltung habe er das Haus über viele Jahre geprägt. "Das Klinikum Fulda verliert nicht nur einen fähigen Facharzt, nicht nur den sehr gut strukturierten Direktor eines großen Fachbereiches, sondern als Mensch auch ein Stück Human-Kapital, eine Qualität, die man nicht unterschätzen darf."

Jaspersen saß zwar ganz vorne, nicht aber prominent in der Mitte der ersten Hörsaalreihe, wo ein Schild auf seinen reservierten Platz hinwies. Nein, der Chefarzt hatte sich an den Rand gesetzt - ganz bescheiden, so wie man ihn kennt. Seine Kollegin unter den Direktoren, Prof. Dr. Marion Haubitz (Med. III - Nephrologie), ging auf drei Eigenschaften des 65-Jähirgen ein: "Er verfügt über eine ungeheure Erfahrung, über ungeheuren Fleiß und Ausdauer und er ist ein aufrichtiges Original." Mit einem Gedicht begeisterte Jutta Kleinod (Stationsleitung Abteilung 0C) ihren Ex-Chef und bedankte sich im Namen des Pflegeteams für die gemeinsame Zeit.

"Ich bin ehrlich ergriffen. Allen Menschen, die gekommen sind, sage ich Danke." Als Prof. Japsersen an das Pult im Hörsaal trat, hatte er die eine oder andere Träne in den Augen und sprach von einer "ehrlichen Wertschätzung" seitens des Vorstands, denn es habe - gerade auch auf der Zielgeraden - immer wieder mal auch Reibereien gegeben, stets konstruktiv und sachlich. Und auch gegenüber Hamberger gab Jaspersen zu: "Ihre Worte haben mich angerührt. Für mich schließt sich heute ein Kreis, denn vor über 21 Jahren haben Sie mich als Chefarzt ins Amt eingeführt. Ganz ehrlich: Ich habe Sie immer ein bisschen als Vater und Vorbild gesehen. Danke für alles." Es folgten Standing Ovations, Erinnerungsfotos und eine lange Gratualtionscour. (Christian P. Stadtfeld) +++

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