Kunst begegnet sich selbst
Erwartungen erfüllt: Zweite Ausstellung des Kunstvereins im Güterbahnhof
Fotos: privat
11.07.2017 / ALSFELD -
Mit der vielbeachteten Kunstausstellung im Alsfelder Güterbahnhof hatte der Alsfelder Kunstverein im vergangenen Jahr Zeichen gesetzt und große Erwartungen geweckt. Die zweite Auflage dieser Form der Kunstausstellung bewies: Es war keine Eintagsfliege. 78 Werke von 24 Künstlerinnen und Künstlern zeigt der rührige Verein in den nächsten drei Wochen – allesamt perfekt eingefügt in die Architektur des ehemaligen Güterbahnhofs.
„Begegnungen“ lautet das Thema der Sommerausstellung, ein Motiv, das, wie die Vereinsvorsitzende Petra Bastian in ihrer Begrüßung betonte, einfach und komplex zugleich sei. Ein Thema, das bei allen Besuchern Bilder, Gedanken und Erinnerungen hervorrufe, so wie sich auch Philosophen, Künstler und Autoren immer wieder damit beschäftigt haben. „Alles wirkliche Leben ist Begegnung. Wir können dem nicht ausweichen, nicht immer planen, vertiefen oder beiseite schieben und vergessen, auch wenn wir uns das manches Mal wünschen“, zitierte die Rednerin Martin Buber.
Künstlerisch haben sich die Beteiligten an der Ausstellung diesem Thema in vielerlei Hinsicht gewidmet. Als Momentaufnahmen, die starke Emotionen hervorrufen, geprägt sind von Ambiguität und eine expressive Wiedergabe erfordern. Zu dieser Art von Begegnungen gehört offenbar auch die Begegnung mit sich selbst: Der Blick in den Spiegel wird thematisiert, der Blick des Narziss in das Wasser, der Blick nach innen, eine Seelenschau, ausgedrückt sowohl in feinsten Bleistiftstrichen als auch in überbordenden Farbexperimenten.
Zwischen all diesen Themen variieren viele andere Formen der Begegnung, nicht zuletzt der formalen, wie sie die Künstlerinnen und Künstler durch ihre Techniken ausdrücken: Auf der Leinwand vereinen sich Formen, Farben, Linien und Materialien, in der Ausstellung selbst treffen sich die Werke mit anderen Werken, verschiedensten Materialien und Techniken. Sie begegnen sich gewissermaßen selbst – sehr schön auf die Spitze getrieben ist diese Idee anhand von Tonskulpturen, die hier und da die Themen der Bilder aufgreifen. Die Werke gehen eine Verbindung ein mit der unglaublich ansprechenden Atmosphäre des alten Industriegebäudes, und begegnen am Ende ihrem Betrachter. Am Tag der Vernissage begegneten sie noch einer wie für sie und ihren Raum geschaffenen Musik: Die Formation „Softeis unplugged“ unterstrich mit ihrer Musik den Retrocharme des Gebäudes, unterhielt die Gäste aufs Beste und überließ doch stets der Kunst den Mittelpunkt.
Über zwei neue Mitglieder, die erstmals an dieser Ausstellung teilnehmen und mit ganz neuen, frischen Ideen den Kunstverein bereichern, freute sich Petra Bastian in ihrer Ansprache ebenso wie über die Gastkünstler Michael Lippert und Werner Eismann. Ersterer hat Holzkunst mit nach Alsfeld gebracht, der Zweite ist nicht nur Gitarrist der Band „Softeis“, sondern auch Fotokünstler, der seine Bilder mit einer besonderen Technik surreal verfremdet. +++