Die Zukunft der Hessenligisten (1)
Projekt Klassenerhalt: Aufsteiger Flieden vor Mammutaufgabe
Fotos: Christian P. Stadtfeld
11.07.2017 / FUSSBALL -
Die Vorbereitungen sind in vollem Gange, die Fußballer quälen sich, um pünktlich zum Start der neuen Saison fit zu sein. In dieser Spielzeit gibt es gleich vier osthessische Hessenligisten. ON|Sport hat sich mit allen getroffen und über Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft unterhalten. Den Anfang macht der Aufsteiger SV Flieden.
Nach einem Jahr Abstinenz kehrten die Buchonen in diesem Sommer in die Hessenliga zurück. Zwar wurde die Meisterschaft in der Verbandsliga erst am letzten Spieltag eingetütet, die Bilanz der Fliedener war aber beeindruckend. Mit gerade einmal drei Niederlagen – alle zu Beginn der Runde – stiegen die Mannen von Meik Voll in Hessens höchste Klasse auf. Wochen später schwärmt man bei den Buchonen noch immer.
Denn dass es im hessischen Oberhaus nicht nur sportlich, sondern auch finanziell anders zugeht, weiß man in Flieden zu gut. „Hessenliga ist nicht Verbandsliga. Du brauchst Sponsoren, finanzielle Mittel und du hast eine andere Struktur. Es ist ein ganz anderes Ambiente“, zeigt Koppel die Unterschiede auf. Die Herausforderung sei es, mit den anderen Voraussetzungen in Flieden eine schlagkräftige Truppe auf den Platz zu schicken.
„Das ist der einzig richtige Weg für einen Dorfverein wie den SV Flieden. Es wäre ein falsches Signal, verrückte Sachen zu machen und Spieler außerhalb Fuldas oder der Region zu holen“, betont Voll, der dafür bekannt ist, jungen Spielern viel Einsatzzeiten zu geben. Bei den Verantwortlichen um Jochen Koppel kommt das gut an. „Der Verein lebt die gleiche Philosophie und deshalb ist Meik Voll der genau richtige Trainer für uns“, hält Koppel fest.
Denn Voll stand am Weiher schon oft in der Kritik, vom traditionell kritischen Fliedener Publikum wurde seine Entlassung nicht nur einmal gefordert. Im Sommer stand hingegen der Aufstieg. Genugtuung? „So denke ich nicht und so bin ich auch nicht erzogen. Es gibt Leute, die Äußerungen getätigt haben, die man sich aber merkt“, wiegelt Voll und lobt stattdessen SV-Präsident Winfried Happ. „Vor ihm ziehe ich den Hut. Er musste eine Menge ertragen, dass er an mir festgehalten hat.“ Dass man im Königreich die Ruhe behielt, hat sich bezahlt gemacht.
Doch Koppel und Voll warnen, dass nun wieder andere Zeiten kommen werden. „Es kann natürlich passieren, dass wir die ersten vier Spiele keinen Punkt holen und dann wird wieder die Kritik kommen“, weiß Sportleiter Koppel. Zufrieden zeigt sich Jochen Koppel aber mit der Tatsache, dass seine Buchonen in diesem Jahr mehr Glück mit dem Spielplan hatten. Auch das war schon einmal anders.
Den Start komplettieren die Begegnungen in Vellmar und zuhause gegen Regionalliga-Absteiger Watzenborn-Steinberg. „Wir haben für unsere Möglichkeiten gut eingekauft. Ob es für die Hessenliga reicht, muss man sehen. Das Fliedener Publikum wird sich aber definitiv wieder an Niederlagen gewöhnen müssen. Das steht fest“, weiß Voll. Sein Projekt Nichtabstieg hat begonnen. Und im Königreich weiß man, dass es kein einfaches werden wird. (Tobias Herrling) +++