„Vieles von Deutschland lernen...."
Erinnerungskultur mit deutschen und südkoreanischen Vertretern
Fotos: privat
10.07.2017 / RASDORF -
Am vergangenen Mittwoch veranstaltete die Point Alpha Stiftung gemeinsam mit der Hanns-Seidel-Stiftung für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Deutsch-Koreanischen Forums, das noch bis zum 7. Juli in Fulda stattfindet, eine Podiumsdiskussion zum Thema „Erinnerungskultur in Deutschland und Korea“ in der Fahrzeughalle des US-Camps der Gedenkstätte Point Alpha. Das hochkarätig mit deutschen und südkoreanischen Vertretern besetzte Podium wurde durch den Büroleiter der Hanns-Seidel-Stiftung in Seoul, Dr. Bernhard Seliger, moderiert.
Im Vorfeld der Podiumsdiskussion besichtigten die 120 koreanischen Gäste im Rahmen einer Führung das authentisch erhaltene US-Camp und die rekonstruierten Grenzanlagen der Gedenkstätte Point Alpha. Im Anschluss schilderte Choi Moon-Soon, Landrat des unmittelbar an der Grenze zu Nordkorea liegenden südkoreanischen Landkreises Hwacheon, eindringlich die aktuelle Situation auf der geteilten Halbinsel. Herr Choi gab Einblicke in den Alltag der Menschen, die entlang der „Demilitarisierten Zone“ an der Grenze der beiden koreanischen Staaten leben.
Den Blick zurück auf die deutschen Erfahrungen mit Teilung und Wiedervereinigung wagte zudem der ehemalige DDR-Bürgerrechtler und heutige Vorsitzende der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, Rainer Eppelmann, in seinem Impulsvortrag. Im Hinblick auf die heutige Erinnerungskultur würdigte er insbesondere die Arbeit der Enquete Kommission „Aufarbeitung von Geschichte und Folgen der SED-Diktatur in Deutschland". Mahnend wies Eppelmann allerdings auch darauf hin, dass die gesammelte Erfahrung nicht verloren gehen dürfe.
Im anschließenden Podiumsgespräch zeigte sich die ehemalige Thüringische Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht berührt von den vorangegangenen Vorträgen und schilderte, insbesondere vor dem Hintergrund der aktuell in den Medien präsenten Raketentests des nordkoreanischen Regimes, ihre eigenen Eindrücke von den militärischen Bedrohungsszenarien aus der Zeit des Kalten Krieges: „Als Studentin musste ich in einem Zivilverteidigungslager für den 3. Weltkrieg üben. Im Ernstfall sollten wir üben, uns mit der Aktentasche auf dem Kopf auf den Boden zu werfen, um uns vor einem Atomangriff zu schützen.“
Dass so viele Menschen den Mut aufbrachten und gegen die SED rebellierten, sei vor allem Michail Gorbatschow zu verdanken, der sich gegen einen Einsatz des Militärs gegen friedliche Demonstranten aussprach, so die Vorsitzende des Kuratoriums Deutsche Einheit. Hardliner in der Führung der SED hätten die „chinesische Lösung“ dagegen favorisiert. +++