Umweltdezernentin Simmler sieht Erfolge
Nitratbelastung im Grundwasser seit einigen Jahren rückläufig
Foto: Frank Walzer
06.07.2017 / REGION -
Erste Kreisbeigeordnete Susanne Simmler hat in der Diskussion um Nitratbelastung im Grundwasser die Landwirte im Main-Kinzig-Kreis in Schutz genommen. „Es ist leider fast schon zum Reflex vieler Menschen geworden, bei hohen Nitratwerten ausschließlich auf Missverhalten von Landwirten zu schließen. Im Main-Kinzig-Kreis sind es allerdings die Landwirte selbst, die zusammen mit dem Kreis das Thema Gewässerschutz seit Jahren vorantreiben, länger als viele andere Landkreise“, sagte Simmler bei einem Besuch auf dem Hof der Giebisch GbR in Langenselbold.
Im Main-Kinzig-Kreis sind Formen gewässerschonender Bewirtschaftung schon lange verbreitet. Mit dazu beigetragen haben die Beratungsangebote des Kreises, die seit Beginn der 1990er Jahre ausgebaut wurden, bis hin zu einer kreisweiten Kooperation ab 1998. Die Nitratgehalte in Trinkwassergewinnungsanlagen sind dadurch binnen weniger Jahre zunächst nicht weiter angestiegen und konnten sogar ab der Jahrtausendwende im Gebiet des Main-Kinzig-Kreises nachhaltig gesenkt werden. Was über die Wasserrahmenrichtlinie mittlerweile europaweit durchgesetzt werden soll, gilt im Kreisgebiet längst als geübte Praxis.
Umweltdezernentin Susanne Simmler besprach das Thema Nitratbelastung bei ihrem Besuch in Langenselbold unter anderem mit Bruno Wörner, dem Vorsitzenden des Kreisbauernverbands Main-Kinzig, sowie Dr. Matthias Peter, dessen Ingenieurbüro Schnittstelle Boden seit 2012 hiesige Landwirte berät. Wörner äußerte sich kritisch über stark vereinfachende Berichte zu Nitrat in den Grundwasservorkommen. Deutschlandweit und besonders in Norddeutschland sei dies ein großes Problem, auch im Main-Kinzig-Kreis wiesen viele Grundwässer eine Nitratbelastung auf. Allerdings seien diese Belastungen im Kreisgebiet mittlerweile vor allem Hypotheken aus der Vergangenheit, da das versickernde Regenwasser vor allem im Westkreis mit seinen Lößböden Jahrzehnte benötige, um bis in den Grundwasserleiter zu gelangen.
Die Europäische Union hat im Jahr 2000 die Wasserrahmenrichtlinie verabschiedet und damit in allen Mitgliedsstaaten der EU einheitliche Umweltziele für den Schutz des Oberflächen- und Grundwassers geschaffen. Mit der Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie wird länderübergreifend das Ziel verfolgt, spätestens bis 2027 den Zustand des Grund- und Oberflächenwassers zu verbessern beziehungsweise einen bereits bestehenden guten Zustand der Gewässer zu erhalten. In Bezug auf die Nitratbelastung setzt die Landesregierung unter anderem auf die grundwasserschutzorientierte landwirtschaftliche Beratung – womit der Main-Kinzig-Kreis bereits seit Jahren gute Erfahrungen macht.
Auf insgesamt 180 Dauerbeobachtungsflächen im Landkreis werden zweimal jährlich Bodenproben entnommen. Im Labor werden diese Proben auf ihren Stickstoffgehalt untersucht. Die Analyseergebnisse der im Frühjahr beprobten Flächen bilden zum Beispiel die Grundlage für Düngeempfehlungen, die alle rund 620 Landwirte im Maßnahmenraum erhalten. Die Beprobung im Herbst/Winter zeigt, wie viel Stickstoff im Boden vorhanden ist, der unter ungünstigen Witterungsbedingungen ins Grundwasser ausgewaschen werden kann. Mit diesen Informationen können Landwirte und Berater jedes Jahr besser einschätzen, wie eine möglichst grundwasserschonende Bewirtschaftung der Flächen erfolgen kann. Die Reststickstoffgehalte im Herbst konnten so seit der Jahrtausendwende auf fast die Hälfte reduziert werden.
„In diesem Projekt sehen wir, wie gute Zusammenarbeit zwischen Landwirtschaft und Wasserversorgern funktionieren kann und dass ein Interessenskonflikt nicht zwangsläufig bestehen muss“, erklärte Erste Kreisbeigeordnete Susanne Simmler. Die Werte könnten sich sehen lassen, die gemeinsame Arbeit gehe in die richtige Richtung geht. „Bilanzen und Reststickstoffgehalte sinken, was sich langfristig auch in nitratärmeren Werten im Grundwasser zeigen wird“, so Simmler. +++