Empfang für den „Biennale“-Sieger

Franz Erhard Walther trägt sich ins Goldene Buch der Stadt ein - Bilder

Franz Erhard Walther trägt sich in das Goldene Buch der Stadt Fulda ein, links Oberbürgermeister Dr. Heiko Wingenfeld
Fotos: Erich Gutberlet

06.07.2017 / FULDA - Es war eine kleine Sensation, als die Jury der 57. Kunstbiennale in Venedig Mitte Mai gleich zwei „Goldene Löwen“ an Kunstschaffende aus Deutschland vergab – und dazu an zwei Künstler, die in engem Bezug zur Stadt Fulda stehen: Franz Erhard Walther und Anne Imhof. Wenige Wochen später wurde Walther auch der renommierte Aachener Kunstpreis verliehen. Am gestrigen Abend würdigte die Stadt Fulda den preisgekrönten Künstler Franz Erhard Walther mit einem feierlichen Empfang. Nach der Begrüßung durch Fuldas Oberbürgermeister Dr. Heiko Wingenfeld, ergriff auch der Künstler selbst das Wort: "Ich bin sehr bewegt von der Ehrung, ich kann meinen Dank nicht in Worte fassen."


"Die Stadt Fulda kann sich glücklich schätzen und dankbar sein, dass Sie sich als Bürger von unserer Stadt bekennen. Ich glaube nicht, dass der Begriff 'stolz' der passende Begriff ist, was wir als Bürgerinnen und Bürger empfinden können - denn stolz können nur sie, lieber Herr Walther, sein." Oberbürgermeister Dr. Heiko Wingenfeld freut sich mit Walther über die Auszeichnung. Er könne gar nicht verstehen, weshalb der Fernsehmoderator Max Moor in seiner Sendung ttt einmal sagte: "Der weltberühmte Franz Erhard Walther lebt abseits von jeglicher Kunstszene in Fulda." Dies müsse man als Ansporn verstehen, dennoch sei die Beziehung zwischen dem Künstler und der Stadt Fulda nicht immer einfach. In seinen künstlerischen Anfängen hätten nicht viele Verständnis dafür gehabt, dass Walther aus den konventionellen Bahnen ausgebrochen und eigene radikale Wege gegangen ist.

Franz Erhard Walther ist 1939 in Fulda geboren. Bereits in den 1950er Jahren setzte er im „Jungen Kunstkreis Fulda“ erste künstlerische Akzente. Oft wird er nach der Herkunft seiner Prägung gefragt, worauf er nur mit Vermutungen antworten könne. "Ich bin 1939 geboren und mich und mein Werkbegriff haben die Kriegsjahre sehr geprägt. Es war nicht nur die Angst, sondern auch zu sehen, dass Dinge, die auseinander fallen zusammengebaut werden müssen, um weiter leben zu können." Deswegen habe er mit dem offenen Werkbegriff gearbeitet. Außerdem habe ihm sein zeichnerisches Vermögen in jeglichen Phasen seiner Karriere weitergeholfen.

Während seinem Studium und auch danach, hatte er oft nur wenige Unterstützer. Viele Jahre lang musste er mit heftiger Kritik umgehen, da er seinem Motto treu blieb. "Die Betrachter meiner Werke sollen sich ihr eigenes Bild erschaffen." In Europa wollte und konnte er seine Kunst, nach vielen Versuchen, nicht weiter in der Öffentlichkeit erproben. Deswegen wanderte er mit seiner Familie nach Amerika aus. Dort dann der Durchbruch - er gründete viele enge Künstlerfreundschaften und holte sich Unterstützung ein. "Doch dann saß ich da in New York, und hatte die Hochrhön vor Augen." Walther zieht es zurück nach Fulda, denn da hatte er "Ruhe, Raum und seine Freunde" um sich herum. Anlässlich des Stadtjubiläums 2019, in welchem Jahr Fulda 1275 Jahre alt wird, wird Walther wieder einmal einen künstlerischen Beitrag leisten. In Anbetracht all der Anfragen, welche Walther zu bewältigen hat, antworte er in Bezug auf seine Heimatstadt stets: "Fulda geht vor!"

Nach dem Eintrag ins "Goldene Buch" ging es nach draußen, wo sich eine besondere Gelegenheit für alle Kunstinteressierten, die in dieser Form noch nicht bestanden hat, ergab. Bei einem Rundgang vom Stadtschloss zum Dom erläuterte der Künstler höchstpersönlich seine auf dem Weg installierten "Raumformen". Fünf Orte und sechs Richtungen sind im Stadtraum zu finden, welche dazu auffordern, "den Blick zu wechseln." Anschließend wurde der Empfang im Hotel/Gasthaus „Zum Ritter“ (Kanalstraße), das ebenfalls ein Walther-Werk beherbergt, kulinarisch ausgeklungen.

HINTERGRUND: Die Kunst-Biennale in Venedig ist die älteste und traditionsreichste Biennale sowie eine der bedeutendsten Ausstellungen für moderne Kunst weltweit. An der 57. Biennale nahmen etwa 120 Künstler aus 51 Ländern teil und zeigten ihre Werke, darunter neben Walther drei weitere deutsche Künstler. Neben der Hauptausstellung präsentieren mehr als 80 nationale Pavillons die Beiträge ihrer Länder. (pm/nb) +++

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