Der Stoff, aus dem die Träume sind
Festspiel-Kostümbildnerin Ella Späte zeigt ihre Entwürfe in der Rotunde
Fotos: Gudrun Schmidl
04.07.2017 / BAD HERSFELD - Ella Späte zeichnet ihre Kostümentwürfe oft auch im Flugzeug, im Auto, im Bus oder in der Bahn auf Holz oder ganz stabile Pappe. „Das ist praktisch, denn so kann ich die Reisezeit gut nutzen“, bekräftigt die Kostümbildnerin bei der Eröffnung ihrer Ausstellung in der Rotunde der Hauptstelle der Sparkasse Bad Hersfeld-Rotenburg unter dem Titel „Der Stoff, aus dem die Träume sind“. Zu sehen sind Kostümentwürfe für verschiedenste Produktionen, darunter auch die Musical-Produktion „My Fair Lady“, die im vergangenen Sommer bei den Bad Hersfelder Festspielen erstmals aufgeführt wurde und auch bei der diesjährigen Wiederaufnahme frenetisch bejubelt wird. Eine Augenweide sind dabei die opulenten Roben für die Schönen und Reichen, vor allem die gewagten Hutkreationen auf dem Kopf der Ladys beim Pferderennen in Ascot sind begeisternd speziell.
Leider kann Ella Späte gerade zu dieser Festspielproduktion nur einen ganz kleinen Teil ihrer Entwürfe zeigen, denn sie und ihr Mann hatten großes Pech, als ihr Auto auf der Rückreise von einer aufwendigen Ausstellung urplötzlich brannte und schließlich explodierte. Ihr Glück: sie und ihr Mann konnten sich unverletzt aus dem Auto retten, mussten aber hilflos mit ansehen, wie 48 Bilderrahmen verbrannten, darunter ein Zyklus der Nibelungenfestspiele in Worms und eben „My Fair Lady“. Ebenfalls verbrannt sind die Figuren und die Ausstattung von drei Puppenspiel-Inszenierungen für Erwachsene, ein unschätzbarer ideeller und materieller Verlust für Detlef Heinichen, der als Puppenspieler erfolgreich ist. Auch Entwürfe zum Familienstück „Krabat“, das ebenfalls im vergangenen Jahr bei den Festspielen aufgeführt wurde, sind den Flammen zum Opfer gefallen. Zusätzlich hat Ella Späte 2016 auch noch das Märchenstück „Die goldene Gans“ und die „Sommernachts-Träumereien“ bei den Bad Hersfelder Festspielen mit Kostümen ausgestattet.
„Ich schaue auf´s Stück, befasse mich mit den Rollen, sehe die Schauspieler und erfasse sie“, erklärt sie ihre Vorgehensweise in der Entwicklungsphase. Die Zusammenarbeit mit Festspiel-Intendant Dieter Wedel schätzt sie dabei sehr. 2011 lernten sie sich bei den Zwingerfestspielen in Dresden kennen, 2012, 2013 und 2014 arbeitete sie als Ausstattungsleiterin bei den Nibelungenfestspielen in Worms an seiner Seite. „Wenn es ihm gefällt, steigt er ein, wenn es ihm nicht gefällt, ist nichts zu machen“, lacht sie. Wedel schätzt an Ella Späte nach ihren Angaben, dass sie schneller handelt als Wedel denken kann. „Er liebt schnelle Lösungen“, weiß sie aus Erfahrung. Bei Wedels erster Festspiel-Inszenierung „Komödie der Irrungen“ im Jahr 2015 in Bad Hersfeld gab es daher auch überhaupt keine Schwierigkeiten in der Zusammenarbeit.
Die ausgestellten Werke von Ella Späte werden bis zum 3. August 2017 öffentlich in der Hauptstelle der Sparkasse zu sehen sein. (Gudrun Schmidl) +++