Tanner Musiksommer
Können, Spielfreude und Leichtigkeit: Jazziges Konzert vom Allerfeinsten
Foto: Privat
03.07.2017 / TANN - Ein großer schwarzer Flügel stand kürzlich im Altarraum der Dorfkirche am Theobaldshof. Ein ebenso gewaltiger Kontrabass und ein umfangreiches Schlagwerk, das waren die instrumentalen Zugaben für einen begeisternden Auftritt des Jazz-Trios „Kordes-Tetzlaff-Godejohann“. Sie sind ausgesprochene Meister ihres Faches und erfreuten das Publikum perfekt und spielfreudig. Es war zu spüren, wie geübt und nuanciert sie sich gegenseitig befeuerten, bremsten oder anreicherten.
Das Trio besteht aus Olaf Kordes (Klavier), Wolfgang Tetzlaff (Kontrabass) und Karl Godejohann (Schlagzeug). Die drei Musiker spielten verschiedene verjazzte Stücke Bachs und Luthers. Alle ausgewählten Stücke passten gut zusammen und ergaben einen in sich stimmigen und höchst intensiven Abend.
Die Fuge in c-Moll aus dem Wohltemperierten Klavier, arrangiert von Olaf Kordes, eröffnete das Konzert. Leise, nebelartig, breiteten sich Töne, Geräusche und Klänge im Raum aus, nahmen Drive auf und begannen sich dann zu den allbekannten Barock-Motiven zu formieren. Die einzelnen Fugenstimmen wurden von Schlagzeug, Bass und Klavier übernommen. Wobei Karl Godejohann als Schlagzeuger mit differenziertestem Besenspiel seinen Interpretationsspielraum maximal wahrnahm. Es entstand regelrecht erfrischende Musik von sogartiger Wirkung. Erst sparsam angedeutet wurde das Thema der Fuge dann gemeinsam improvisierend rekonstruiert. Das gelang beim kongenialen Zusammenspiel der drei Bielefelder Jazzer wie selbstverständlich. So machte es Spaß zu lauschen, wie diese Musiker Bachs musikalischen Kontext durchdrangen und spielend dehnten, verschoben und komplexe Netze daraus sponnen und verwebten. Dass die drei auch getragene Töne ausformen können, bewiesen singendes Bass-Pizzicato, Besentupfer und klagendes Piano-Vorspiel zum Agnus Dei.
Mit dessen „Hymn To Freedom“, einer Ode an den Traum Martin Luther Kings, endete ein eindrucksvolles Konzert voller Können, Spielfreude und beflügelnder Leichtigkeit, das zugleich hochpolitische Themen aufgriff: Tiefen und Höhen, Ausweglosigkeit und Zuversicht, Hass und Versöhnung, Hoffnung auf Frieden und den Sieg des Lebens. Es war ein Ohrenschmaus zu erleben, wie die exzellenten Musiker wunderbar miteinander kommunizierten und aufeinander eingingen. Ein perfekt abgestimmtes und sensibel agierendes Triospiel mit einer enormen Klangfülle. Zwischendurch gab es bei Kordes’ Moderation immer wieder etwas zu lachen. Mit einer Zugabe bedankten sich die Musiker für den zu Recht herzlichen und lang anhaltenden Beifall. +++