„Weg entsteht, wenn man ihn geht“
Im „Grünen Paradies“ sind Pilger und Wanderer herzlich willkommen
Foto: Gaby Richter
30.06.2017 / GREBENHAIN -
Armin Silvester Dietrich ist ein Mann mit viel Humor. „Die Pilger, die bei uns ankommen, haben eine Durststrecke hinter sich“, sagt der 60jährige. Armin Silvester Dietrich ist Gastronom in Hochwaldhausen im Vogelsberg. Sein Lokal ist „Der Sauwirt“. Was auf den ersten Blick als Scherz aus den Worten eines Gastwirts klingt, hält einen Rat für alle bereit, die auf den Etappen der Bonifatius-Route durch den Vogelsberg laufen: Sich stets vorausschauend mit Getränken zu versorgen. Nicht zuletzt, weil auf der Strecke vor dem Luftkurort mitten im Vulkangebirge der höchste Punkt auf dem Pilgerweg von Mainz nach Fulda zu überwinden ist. Von diesem kann es auf einem Abzweig noch hinauf zum 773 Meter hohen Taufstein gehen und zum Bonifatius-Brunnen, „einer in Stein gefassten, heute versiegten Quelle“, an der der Legende nach Bonifatius getauft haben soll. Aber das ist eben ein Abzweig.
Doch zurück nach Hochwaldhausen - dem staatlich anerkannten hessischen Luftkurort. Der gemeinsam mit Ilbeshausen zur Gemeinde Grebenhain gehört. Zunächst in den umgebenden Wald des kleinen Ortes. Denn dort lassen sich bizarre Gebilde aus Stein entdecken, wie die „Uhu-Klippen“, Felsformationen aus Basalt. Sie belegen, dass der heute so ruhige Vogelsberg vor Millionen von Jahren ein Vulkanfeld war und die Vulkane nach außen spuckten, was in ihnen so heftig brodelte. Ein kleines Felsenmeer kündet auch heute noch unweit der Pension „Grünes Paradies“ von den gewaltigen vulkanischen Kräften. Zwischen den Felsbrocken des Biotops „Am Fiebig“ weiden im Sommer im Schatten großer Birken und Tannenbäume Schafe und Ziegen.
Direkt vor „Wald, Flur und Wiese“, wie die Namen der drei Blockbohlenhäuser lauten, die unmittelbar an das Gelände „Am Fiebig“ angrenzen. Mit dem „Sauwirt“ bieten die Ferienhäuser, die Pension und der Aufenthalt in Caravans im „Grünen Paradies“ Gästen in Hochwaldhausen unterschiedliche Möglichkeiten, eine Nacht, Tage oder auch den Urlaub an der Bonifatius-Route zu verbringen. „Wir sind, uff, da muss ich überlegen, mindestens schon zehn Jahre Mitgliedsbetrieb im Verein der Bonifatius-Route“, sagt Diana Dietrich. Die 38-jährige ist mit Mutter Christiane für die Übernachtungen im, „Grünen Paradies“ zuständig. Was die beiden in dieser Zeit festgestellt haben: „Es sind vor allem viele Frauen, die den Weg gehen. Und das alleine.“
Frauen in der Mitte der Lebenshälfte. Doch nicht nur sie, sondern auch Männer oder Familien, die auf der Boni-Route im „Grünen Paradies“ genächtigt haben, seien weniger aus kirchlich-religiösen Gründen unterwegs gewesen, wie Vater Dietrich sagt. Vielmehr hörten sie als Gastgeber an der Boni-Route in Gesprächen mit Wanderern und Pilgern, dass sie nach einem Weg suchten, aus ihrem alltäglichen Trott zu kommen.“
Es sind „Schembwörter“, die dort zu lesen sind. Schimpfwörter wie das vom Jammerlabbe, also einem Menschen, der sich ständig beklagt. Wer wissen möchte, was es mit dem Mausfallskremer auf sich hat: Auf seiner Tour von Mainz nach Fulda bekommt man eine Antwort am Besten im Gespräch mit Menschen im Vogelsberg. Schließlich ist „Leben wie Radfahren. Um das Gleichgewicht zu halten, muss man sich bewegen“, wie es auf einer Grußkarte aus Hochwaldhausen heißt. Das gilt auch für die Wanderer, die vom „Grünen Paradies“ noch über den „Alten Nösbertser Weg“ nach Herbstein-Steinfurt pilgern und weiter über die Grenze zum Landkreis Fulda bis hin zur Grabstätte des Heiligen Bonifatius.
Auch wenn sie in Hochwaldhausen im Schwarzbachtal nicht das Kneipptretbecken in den Parkanlagen genutzt haben, auf ihrem Weg nicht noch einen Abstecher auf den Naturerlebnispfad, zur Minigolf-Anlage oder das Freibad machen konnten. Die Familie Dietrich ist überzeugt: „Ein Weg entsteht, wenn man ihn geht“- und führt den ein oder anderen wieder zu Menschen, die ihn freundlich aufgenommen haben. www.bonifatius-route.de +++