Windpark im Gieseler Forst

"Windkraft gehört nicht in unsere Wälder" - Kontroverse Podiumsdiskussion


Fotos: Carina Jirsch

29.06.2017 / NEUHOF - Im Gieseler Forst (südlicher Kreis Fulda) plant die Firma 'ABO Wind' einen neuen Windpark mit insgesamt acht Anlagen im Bereich der "Nippelskuppe". Bei einer Podiumsdiskussion am Mittwochabend informierte die Bürgerinitiative "Windstille Neuhof" über ihre Arbeit zur Verhinderung des Windparks. Vorher lud die Betreiberfirma zu einer Infomesse ein. Dennoch waren sich die Bürger einig: "Windkraft gehört nicht in unsere Wälder."



Bürgermeister Heiko Stolz (CDU) äußerte sich schon vor der Veranstaltung zu dem geplanten Projekt: "Wir sträuben uns nicht gegen das Hauptargument der Windkraft, sondern viel mehr, dass durch den geplanten Windpark sechs Hektar Wald kaputt gemacht und gerodet werden", so der Rathauschef im Gespräch mit OSTHESSEN|NEWS. Weiter sagt er: "Energiewende muss zwar sein, aber ich glaube, dass der Forschritt der Technik der Windkraft nicht ausreicht, um das rechzufertigen."

Diese Argumente vertritt er auch bei der Podiumsdiskussion, die durch die Absage von HessenForst und der hessischen Landesregierung jedoch nicht sehr ausgeglichen war - mehr Gegener als Befürworter äußerten sich zum Windpark. Die Verärgerung war deshalb vielen anzusehen, denn die Gegner merkten an, dass viele Fragen bis heute nicht von der Politik beantwortet wurden. Gerne hätten sie an diesem Abend Antworten gefunden, "zum Beispiel wie Herr Bouffier oder Al Wazir die Energiewende für die Zukunft erklären würden". 

Als Befürworter stellte sich Georg von Aretin, Abteilungsleiter Windkraftplanung Hessen von der Firma 'ABO Wind', den kritischen Fragen der Bevölkerung. Er scheute sich nicht, den wirtschaftlich interessanten Standort im Gieseler Forst (zwischen Neuhof und Giesel) zu erwähnen, betonte dabei jedoch, dass es auch ihm wichtig ist, die Natur zu schützen. "Wir gehen sorgsam mit der Natur um und gefährden sie nicht mehr, als sonst. Zwar sind die Baumaßnahmen erhebliche Eingriffe in die Natur - das gleichen wir aber wieder aus", so Aretin. Auf das Argument der Gegner, dass Windparks errichtet werden können, nur nicht im Wald, konterte er: "48 Prozent Hessens besteht aus Wäldern. Deshalb kommen wir nicht drum herum, denn die Menschen sollen auch davor geschützt werden."

Der Gieseler Forst ist das letzte große zusammenhängende Waldgebiet in Osthessen, genau deshalb ist es den Gegnern des Windparks auch ein Anliegen, diesen zu schützen. "Der Schwarzstoch, Rotmilane, Waldschnepfen, Fledermäuse und alle Specht- und Eulenarten sind in diesem Gebiet vertreten. Deshalb gehört der Windpark nicht in unsere Wälder", betont Reinhard Kolb (NABU Eichenzell). "Unser Wald würde dadurch entwertet werden." Das sieht auch Gunther Rose von der Bürgerinitiative so, denn auch für ihn wäre es ein Wertverlust des Waldes. 

Die Gemeinde Neuhof wurde im März auf Beschluss der Bürgerliste beauftragt, den geplanten Windpark zu verhindern, und das mit einem Budget von 5.000 Euro. Dennoch fehlt vor allem der Bürgerinitiative der Schutz von landespolitischen und lokalen Vertretern. "Ohne politischen Willen kann der Windpark nicht verhindert werden", ist sich Franz Josef Adam, Erster Beigeordneter der Gemeinde Neuhof, sicher. Er appelliert daran, die Politik "abzuholen". Denn schon bei seiner Einladung an Vize-Ministerpräsident Al Wazir bekam er eine negative Antwort. "Er sagte zu mir, dass wir hier oben alle verrückt wären. Wenn wir die Dinger erst einmal für ein Jahr dort stehen haben, würde sich schon jeder daran gewöhnen", berichtet Adam. Diese Antwort traf auf großen Unmut der Bürger: "So nicht, wir müssen etwas ändern", hieß die gemeinsame Antwort darauf.

Spätestens im September wird nun der Genehmigungsantrag der Firma 'ABO Wind' eingereicht. "Wir wollen weiterhin transparent bleiben, jeder kann den Antrag einsehen", so Aretin. "In der zweiten Hälfte des Jahres könnten wir dann die Genehmigung haben." Die Bürgerinititave will dennoch ihr Ziel nicht aus den Augen verlieren: "Ein Windpark wird von uns nicht toleriert, egal welche Firma hier her kommt", so Adam. (Luisa Diegel) +++

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