Schlupfwespe als natürlicher Gegenspieler

Hofgut Lindenberg bekämpft den Maiszünsler biologisch


Fotos: Dietmar Kelkel

29.06.2017 / SCHLÜCHTERN - Der süße Mais aus dem heimischen Anbau ist ein begehrtes Sommergemüse. Wenn da nicht der Maiszünsler wäre. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts eingeschleppt, tritt er inzwischen in allen deutschen Anbaugebieten auf. Schon bei relativ geringen Befallsraten verursachen die Larven deutliche Ertragseinbußen. Wie bei Biobauer Dieter Euler vom Hofgut Lindenberg bei Hohenzell im vergangenen Jahr. „Wesentlich problematischer wirken sich die sekundären Schäden aus, wenn sich an den Fraßstellen schädliche Pilze ansiedeln und die sich bildenden Mykotoxine zu einer Überschreitung des geltenden Grenzwertes führen“, berichtete der Agrarlandwirt. Für den Biobauern kommt dann nur die biologische Bekämpfung aus der Luft in Frage, die einzige Möglichkeit ohne Flurschäden zu verursachen.



Am vergangenen Mittwoch hat Dr. Axel Weckschmied mit seinem Multikopter auf den Maisfeldern Eulers kleine Trichokugeln mit der nur 0,4 Millimeter großen Schlupfwespe ausgebracht. „Schon ein bis zwei Tage nach der Ausbringung im Feld schlüpfen die ersten Nützlinge. Das sind aktive Läufer, deren Aktionsradius sechs bis acht Meter umfasst. Dieser natürliche Gegenspieler des Maiszünslers findet durch systematisches Absuchen abgelegte Zünslereier“, berichtete Stephan Brandt, Pflanzenschutzberater des Landesbetriebs Landwirtschaft Hessen. „Jede weibliche Schlupfwespe kann in ihrem Leben bis zu 120 Maiszünsler-Eier parasitieren.“ In einer Vegetationsperiode könnten sich so über fünf Generationen Schlupfwespen entwickeln.



Wichtig sei der Zeitpunkt der Bekämpfung. Durch die Pheromonfallen, die in der Gemarkung Ulmbach die männlichen Maiszünsler anlocken, wusste der Berater, wann die Schädlinge aktiv werden. „Normalerweise ist mit dem Flugbeginn der Maiszünsler ab der zweiten Juniwoche zu rechnen. Die Überwachung zeigt, dass er seit zehn Tagen fliegt.“ Die Kosten der Ausbringung der Schlupfwespen seien nicht höher als ein chemischer Pflanzenschutz, der aber bei einem Biobetrieb nicht in Frage komme.

Das Verfahren habe sich bewährt, berichtete Dr. Axel Weckschmied. Die verwendete Software erstelle von dem Maisfeld ein 10 Meter mal 10 Meter -Raster. Der Multikopter sei so programmiert, dass er alle zehn Meter eine Trichokugel ausbringe. Das Verfahren habe einen hohen Wirkungsgrad. „Und ist der Maisqualität dienlich“, fügte Biobauer Dieter Euler hinzu, der insgesamt 300 Hektar bewirtschaftet und auf seinem Hof 150 Angusrinder hält. (kel) +++

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