„Leuchtturmprojekt mit Modellcharakter“
Bilanz „Wohnen – Lernen – Arbeiten“: 41 Personen für Arbeitsmarkt qualifiziert
Foto: Isabel Hahner
29.06.2017 / FULDA -
Insgesamt 41 Asylbewerberinnen und Asylbewerber wurden in den vergangenen sechs Monaten im Rahmen des Fuldaer Pilotprojektes „Wohnen – Lernen – Arbeiten“ begleitet, das aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds und aus Mitteln des Landes Hessen gefördert und vom Landkreis Fulda sowie der Agentur für Arbeit Bad Hersfeld – Fulda kofinanziert wird. Am gestrigen Dienstag fand eine gemeinsame Abschlussfeier statt, bei der alle Beteiligten eine positive Bilanz ziehen konnten. Anlässlich der Feierstunde überreichte Ulrich Nesemann, Kommunales Kreisjobcenter, der seitens des Landkreises Fulda das Verbundprojekt unterstützt, allen Teilnehmern ihre Zertifikate. „Wir sind sehr stolz, heute den erfolgreichen Abschluss der ersten Runde feiern zu können und insgesamt bereits 13 Teilnehmer direkt in ein Arbeitsverhältnis bei Fuldaer Unternehmen vermittelt zu haben“, betonte Nesemann und Horst Kramer, Geschäftsführer der Agentur für Arbeit Bad Hersfeld – Fulda, ergänzte: „Das macht deutlich, dass dieses Konzept ankommt und den Asylbewerberinnen und Asylbewerbern hilft, sich für das Leben und Arbeiten in Deutschland optimal vorzubereiten.“
Genau das stellt auch den Grundgedanken des Verbundprojekts dar, das von antonius – Netzwerk Mensch, der gemeinnützigen Perspektiva GmbH und des RÜBSAM Weiterbildungszentrums (WBZ) entwickelt und realisiert wurde: „Frauen und Männer, die sich zum Beispiel in einem Asylantragsverfahren befinden und Wohneinheiten des Landkreises Fulda beziehen, sollen hier intensive persönliche Betreuung und nachhaltige individuelle Entwicklungsmöglichkeiten hinsichtlich ihrer Erwerbsfähigkeit geboten bekommen“, erläutert Susanne Hartmann, Leiterin des RÜBSAM WBZ. „Gleichwohl steht diese Maßnahme auch allen anderen benachteiligten Personen zur Förderung der Beschäftigungsfähigkeit zur Verfügung.“
Fünf Frauen und 36 Männer, die aufgrund ihrer Herkunft aus unsicheren Drittstaaten eine gute Bleibeperspektive, einen Aufenthaltstitel oder einen Duldungsstatus vorweisen können, haben in den vergangenen Wochen und Monaten an Sprachkursen, Weiterbildungen und vielfältigen Freizeitangeboten teilgenommen. „Wir konnten die deutsche Sprache von Grund auf lernen und haben wichtige Kenntnisse in verschiedenen Berufsfeldern vermittelt bekommen“, erzählt Ali Sifati, der vor neun Monaten aus Syrien nach Deutschland kam. Bei diesem nachhaltig angelegten Integrationsprozess spielt natürlich auch das Leben abseits von Sprachkursen und Qualifikationen eine Rolle: Lebensqualität, Zugehörigkeit, ein gutes soziales Umfeld und damit verbunden auch die Möglichkeit, Beschäftigung zu finden, um sich selbst finanzieren zu können sind die Ziele, die auch Perspektiva-Geschäftsführer Michael Bien in den Fokus rückt: „Wir freuen uns, dass wir die Teilnehmerinnen und Teilnehmer durch das Arbeiten auf dem Theresienhof und die vermittelten Praktika gut vorbereiten konnten.“ Dieser Integrationsprozess ist für 13 Personen durch eine Anstellung direkt gelungen. „Alle weiteren Teilnehmerinnen und Teilnehmer werden in Anschlussmaßnahmen gemäß ihrer Stärken und Schwächen weitergebildet“, erklärt Karina Göllmann, Startbahn von antonius – Netzwerk Mensch, und fügt an: „Hierdurch bieten wir ihnen eine solide Basis für einen Eintritt in den Arbeitsmarkt.“
Neben den Flüchtlingen haben auch die Verantwortlichen viel im ersten Projektdurchlauf gelernt: Mehr Teilnehmer als erwartet konnten zu Beginn kaum ein Wort Deutsch sprechen und waren mit den neuen Lebensbedingungen vor Ort überfordert. „Es ist nicht einfach, in einem fremden Land Fuß zu fassen“, erinnert sich Teilnehmerin Awa Armed an die ersten Wochen in Deutschland. „Doch durch die umfassende Betreuung hier im Projekt haben wir neben der Sprache auch die Kultur und Mentalität der Deutschen kennen- und schätzen gelernt.“ Auf die gesteigerten Anforderungen hatten die Projektverantwortlichen bereits mit Umstrukturierungen der Kurse und Aktivitäten reagiert: „Im Laufe der ersten Phase haben wir uns immer wieder neuen Herausforderungen gestellt“, erinnert sich Susanne Hartmann. „Die unterschiedlichen und teilweise nicht vorhandenen Sprachkenntnisse haben zum Beispiel dazu geführt, dass aus ursprünglich zwei dann drei Sprachkurse wurden, um den Bedürfnissen jedes einzelnen gerecht werden zu können.“