Weltflüchtlingstag

"Weil Nähe zählt": Malteser zeichneten engagierte Flüchtlingshelfer aus

von links: Landrat Woide überreicht Jürgen Diegelmann die Medaille. Es gratulieren Diözesanleiter Constantin von Brandenstein und Diözesangeschäftsführer Thomas Peffermann.
Fotos: Malteser

28.06.2017 / PETERSBERG - An die große Flüchtlingswelle, die vor zwei Jahren auch Fulda erreichte, erinnerten die Malteser am Welt-Flüchtlingstag. Viele Mitarbeiter des Hilfsdienstes krempelten damals ihre Ärmel hoch und haben gemäß der Leitlinie der Malteser „Weil Nähe zählt“ mit großer Hingabe Flüchtlingen geholfen. Als Dank gab es für sie im Rahmen einer Feierstunde in der Rettungswache Petersberg die „Refugee Aid Medal“ des internationalen Malteser-Ritterordens, überreicht von Malteser-Diözesanleiter Dr. Constantin von Brandenstein-Zeppelin und Landrat Bernd Woide.



Landrat Woide erinnerte an die angespannte Situation im Sommer 2015, als täglich 26 Flüchtlinge aufgenommen werden mussten. Zu Beginn seiner Amtszeit, im Jahr 2006, waren im ganzen Jahr gerade einmal 26 Flüchtlinge im Landkreis angekommen. Der öffentliche Dienst habe eine Menge geleistet, aber „wir hätten diese Hilfe niemals ohne die Hilfsorganisationen stemmen können“, dankte Woide den Maltesern für ihren unermüdlichen Einsatz, ihr außergewöhnliches Engagement und die gute Zusammenarbeit.

„Wir helfen, wo Not am Mann ist“, erklärte Diözesanleiter Dr. von Brandenstein. „Die Malteser besitzen die Struktur und Ausbildung, mit dem Flüchtlingsansturm umgehen zu können. Wir haben auch viele neue Helfer in der Flüchtlingsarbeit gewonnen“. Von Brandenstein und der Leiter der Flüchtlingshilfe, Jürgen Diegelmann, lobten das gute Miteinander und die vertrauensvolle Zusammenarbeit mit den Landkreisbehörden. Diözesangeschäftsführer Thomas Peffermann erbat die Unterstützung des Landkreises für die weitere Arbeit der Malteser, die das Gebäude der Rettungswache in Petersberg gekauft haben und zum Notfallzentrum ausbauen werden, um die Einsatzdienste auch für die Zukunft fit zu machen.



Einen Rückblick auf die Flüchtlingshilfe der Malteser im Landkreis gab Presse-Referentin Renate Reus. Am 21. August 2015 wurde der Katastrophenschutz alarmiert und arbeitete im Stab des Landkreises mit. Bis Ende August 2015 betreuten die Malteser zusammen mit dem DRK die Notunterkunft in der Zeltstadt in Fulda-Haimbach. Im September übernahmen sie bis zum Mai 2016 den Betrieb der Notunterkunft auf der Wasserkuppe. Im Dezember 2015 kam die Notunterkunft in Flieden bis Juli 2016 hinzu. Von Juni bis Dezember 2016 übernahmen die Malteser die soziale Betreuung in der Gemeinschaftsunterkunft Pilgerzell.

Drei Malteser-Mitarbeiter schilderten ihre Eindrücke zur Flüchtlingsarbeit. Notfallsanitäterin Sabrina Schmid (25) war als Hauptamtliche in der Notunterkunft Wasserkuppe aktiv. Sie erinnerte sich an ihre anfänglichen Bedenken, was sie dort erwarten würde, auch wegen möglicher Infektionen und der Sprachbarriere. Bei der Arbeit im Kontakt mit rund 800 Flüchtlingen wurden alle Befürchtungen hinfällig. Die 18-jährige Schülerin Freya Diel kam über ihre bei den Maltesern arbeitende Mutter zur Flüchtlingshilfe. Sie bastelte in der Gemeinschaftsunterkunft Pilgerzell mit den Kindern, fuhr als Betreuerin bei Ausflügen mit und half bei der Registrierung von Neuankömmlingen. Sie war erstaunt, wie schnell gerade die Flüchtlingskinder die deutsche Sprache erlernten.

Der 18-jährige Mahmoud Aldwedi aus Syrien beeindruckte die Zuhörer mit seinem Lebenslauf. Bis 2012 lebte er glücklich mit seiner Familie in Damaskus. Dann kam der Krieg, die Familie floh nach Ägypten und später in die Türkei. Überall ging er zur Schule und machte die Abschlüsse. Mit seinem Bruder machte er sich im Sommer 2015 auf den Weg nach Deutschland und landete in Hünfeld. In Pilgerzell fand die Familie mit Hilfe der Malteser wieder zusammen, Mahmoud absolvierte ein Praktikum bei den Maltesern und ließ sich zum Integrationslotsen schulen. Er ging zur Schule, machte seinen Hauptschulabschluss und plant, die Realschule zu besuchen und eine Ausbildung zu beginnen. Mahmoud dankte allen für die Hilfe für seine Familie. Ein besonderer Dank ging an die Malteser für ihre intensive Unterstützung.

Welche Dimensionen die Flüchtlingsarbeit jetzt einnimmt, erläuterte Renate Reus: bisher haben die Malteser in der Diözese über 200 Menschen als Integrationslotsen gewonnen, die ehrenamtlich den Geflüchteten helfen, in Deutschland Fuß zu fassen. Diözesanleiter von Brandenstein bat die Gäste, für dieses neue Ehrenamt zu werben und selbst mitzumachen. Anschließend wurden die Medaillen an 65 Helfer übergeben. Mit der syrischen Musikgruppe „Palmyra“ klang die Feier aus. +++

X