"Klein, aber mein"

Friedlos und Reilos sind eine Einheit: Zukunftssorgen kennt hier niemand


Fotos: Niklas Brumund / Gerhard Manns

22.06.2017 / LUDWIGSAU - Kühe grasen friedlich auf der Wiese, Kinder fahren mit ihrem Fahrrad durch die Straßen, ab und zu kommt ein Traktor vorbeigetuckert - in Friedlos und Reilos ist dieses Bild Alltag. Eigentlich trennt nur der Name und die dazwischen gelegene Landesstraße die beiden Dörfer, denn die insgesamt 2.000 Einwohner fühlen sich schon lange als eine Einheit. Auch deshalb haben sie sich gemeinsam beim Hessischen Landeswettbewerb "Unser Dorf hat Zukunft" beworben. 



Der demografische Wandel macht vor allem vor kleinen, ländlichen Dörfen keinen Halt. Gerade die jüngere Generation zieht es in die großen Städte, zurück bleiben oft nur die Älteren. Die Jungen sehen keine attraktiven Arbeitsplätze, wollen deshalb hinaus in die "große Welt". Da muss ein Dorf schon einiges bieten, um sich attraktiv zu machen und dem Wandel entgegenzuwirken. Friedlos und Reilos sehen in dieser Hinsicht keine Probleme, die Einwohner sind sich alle sicher: "Unser Dorf hat Zukunft". 



Wichtige Grundsteine dafür sind auf jeden Fall gelegt: Ein eigener Kindergarten und eine Grundschule sorgen beispielsweise dafür, dass die kleinen Bewohner keine langen Wege mit Bus oder Bahn auf sich nehmen müssen. In dieser Woche feiert die Grundschule "Fuldatal" ihr 50-jähriges Bestehen. 150 Kinder besuchen derzeit die Schule, so dass zwei Klassen pro Jahrgang unterrichtet werden. Schulleiterin Anne Blohm sieht auch keine Probleme für die nächsten 50 Jahre: "Natürlich hängt das auch von politischen Entscheidungen ab, aber wir bekommen auch in den nächsten Jahren zwei Klassen pro Jahrgang zusammen."

Die Kur- und Festspielstadt Bad Hersfeld ist nur fünf Kilometer entfernt - auch das sorgt für gute Anbindung und Infrastruktur, wie Einkaufs- oder Freizeitmöglichkeiten. Doch nicht nur mit guter Infrastruktur können die beiden Dörfer glänzen - auch der dörfliche Zusammenhalt und das ehrenamtliche Engagement werden dort großgeschrieben. Die "Schlepperfreunde" oder die Kirmesburschen sind nur zwei Vereine von vielen, die den Zusammenhalt unter den Bewohnern stärken. 



Und diesen gibt es in den zwei Dörfern nur zur Genüge. Vor einigen Jahren wurde ein Neubaugebiet ausgewiesen - zehn Grundstücke standen zur Verfügung, von denen sieben bereits bebaut sind. Viele junge Familien, auch von außerhalb, haben dort ein neues Zuhause gefunden. "Jedes Jahr veranstalten wir ein Straßenfest, da macht auch einfach jeder mit", so Rainer Hildebrand im Gespräch mit OSTHESSEN|NEWS. Auch ein aus der Türkei stammender Familienvater siedelte sich im Neubaugebiet an und ist bereits jetzt schon bestens im Dorf integriert. "Ich bin schon aktiv bei den Schlepperfreunden" - und auch die Feuerwehr will ihn in ihrem Team haben. 



Zukunftssorgen kennen die Friedloser und Reiloser nicht - denn die Grundsteine für eine weitere positive Entwicklung sind gelegt. Nicht nur durch das Neubaugebiet, sondern auch die ideale Infrastruktur - dazu gehören außerdem gute Ärtzeversorgungen, ein Altenheim oder Bankfilialen - sorgen dafür, dass die jungen Leute keinen Grund sehen, ihr Heimatdorf zu verlassen. (Luisa Diegel)

Sehen Sie im Video, was die beiden Ortschaften Friedlos und Reilos alles verbindet, welche Geschichte dahintersteckt und was die Bewohner selbst zu ihrem Ort sagen. +++

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