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Vielfältiges Programm zum Auftakt

"Viel gut Gesang da lautet wohl": Eröffnung des Tanner Musiksommers


Foto: Privat

09.06.2017 / TANN - „Viel gut Gesang da lautet wohl“ – diese Liedzeile aus Luthers „Die beste Zeit im Jahr ist mein“ fasst das Eröffnungskonzert des Tanner Musiksommers in der vollen Stadtkirche wohl am treffendsten zusammen: Der Kirchenchor Tann und das Rathgeberensemble Fulda zeigten sich unter der bewährten Leitung von Kantor Thomas Nüdling wieder einmal von ihrer besten Seite und präsentierten ein Programm, das die Musikgeschichte in den vielfältigen und vielgestaltigen Spuren durchschritt, die Martin Luther hinterlassen hat. Unter dem Motto „Ein feste Burg – Klingender Luther“ kamen Suiten, Kantaten, Motetten, Messen und Liedsätze zur Aufführung, die den vielen Zuhörern sichtlich Freude bereiteten.



Mit Otto Nicolais „Kirchlicher Fest-Ouvertüre über „Ein feste Burg“ gelang ein phänomenaler und eindrucksvoller Auftakt. Das klangprächtige Werk vereint drei Themen, in denen sich die „feste Burg“, standhaft vom Kirchenchor vertreten, gegen „Macht und List“ der polyphonen Strukturen des Orchesters durchzusetzen wusste.

Kleine und feine Stücke waren im Block „3 x Luther“ zusammengefasst. Luthers Psalmmotette „Non moriar, sed vivam“ („Ich werde nicht sterben, sondern leben“) spiegelte Luthers kompositorisches Können und seine Liebe zur lateinischen Sprache wider. Sopranistin Anna Ziert gefiel in Heinrich Schütz‘ kleinem geistlichen Konzert „Bringt her dem Herren“ besonders durch ihre textnahe und agile Interpretation. Die Darstellungen des „Betens“ und des „Lobsingens“ wurden überaus einfühlend ausgeführt. Der Kirchenchor sang Luthers Loblied auf die Musik „Die beste Zeit im Jahr ist mein“ in einem Satz von Arnold Mendelssohn mit besonderer Frische, die sowohl der Komposition als auch dem Textinhalt eines lebendigen Gotteslobes bestens gerecht wurde. Mendelssohn selbst greift bei diesem Stück auf einen Text Luthers zurück, der dessen Verhältnis und Verständnis der Musik widerspiegelt: Alles Singen mündet in das Lob Gottes. Und dieses Lob hat Mendelssohn auf kleinem Raum ganz textkonform frisch und fröhlich zusammengesetzt.

Als größter Vertreter der protestantischen Kirchenmusik war Johann Sebastian Bach mit seiner Orchestersuite Nr. 1 in C-Dur BWV 1066 vertreten. Das Rathgeberensemble setzte die sieben Sätze mit Prägnanz und großem Gestaltungswillen um. Die polyphonen Strukturen der Ouvertüre gelangen stets übersichtlich, die kleineren Folgesätze Courante, Gavotte, Forlane, Menuett, Bourrée und Passepied waren im Gestus gut getroffen. Besonderes Lob gebührte hier dem Holzbläsertrio Christine Riepe (Fagott), Hannah Richter und Maria Löbens (jeweils Oboe). Mit federnder Eleganz boten die Instrumentalisten unter Thomas Nüdlings inspirierter Leitung die barocken Modetänze.

Ein weiterer Höhepunkt des Abends war die Aufführung der "Luther-Messe" des Tanner Kantors Thomas Nüdling. Darin verarbeitete er kleinere liturgische Gesänge des Reformators zu einem großen Ganzen. Die sinfonische Besetzung verlieh dem Werk Farbigkeit und Tiefe. Die Melodien Luthers, die den einzelnen Sätzen durch Sopranistin Anna Ziert vorangestellt wurden, traten klangschön in den verschiedenen Fakturen der Sätze Kyrie, Gloria, Sanctus und Agnus Dei hervor. Kirchenchor und Rathgeberensemble reagierten gut und spontan auf das Dirigat des Komponisten.

Mit Felix Mendelssohns Choralkantate „Verleih uns Frieden gnädiglich“ klang das Konzert gediegen und friedlich, zugleich aber in intimer und intensiver Gestaltung adäquat aus. Als Zugabe gab es den „Abendsegen Luthers“ in einer Vertonung von Thomas Nüdling.

Pfarrerin Heike Dietrich begrüßte die zahlreichen Gäste des Konzerts und moderierte beim anschließenden Sektempfang auf der Kirchentreppe auch die Grußworte von Bürgermeister Mario Dänner, Kreisausschussmitglied Hermann Müller und Bundestagsabgeordneten Michael Brand. +++