Sorge um die Zukunft der Kirche

"Christen als Wegbereiter der Zukunft" - die Pfingstpredigt von Bischof Algermissen


Foto: Martin Angelstein

04.06.2017 / FULDA - "Als Kirche stehen wir heute an einem Punkt, wo wir deutlich spüren: Es wird nicht einfach alles so weitergehen können, wie wir es aus volkskirchlicher Zeit gewohnt sind. - Was aber dann?". Die Sorge um die Zukunft der Kirche war dem Fuldaer Bischof Heinz Josef Algermissem in seiner Predigt am heutigen Pfingstsonntag deutlich anzusehen. "Wie wird es weitergehen mit dem Glauben in dieser Gesellschaft, mit unseren Gemeinden, unserer Kirche? Immer wieder bewegt mich bei Gesprächen in Gemeinden, mit Priestern und in verschiedenen Gremien diese Frage. Und sie steht als dominierende Frage hinter einem jahrelangen Konsultationsprozess in unserem Bistum, als dessen Ergebnis ich heute die Strategischen Ziele 2030 in Kraft setze".



Im vollbesetzten Dom ging Algermisssen auf die künftigen Veränderun-gen ein, denen sich auch das Bistum Fulda in den nächsten 15 bis 20 Jahre zu stellen habe. "In der Phase der Verunsicherung ziehen sich die einen in Mutlosigkeit und Resignation zurück. Andere versuchen, unter allen Umständen das Bisherige festzuhalten. Wieder andere stürzen sich in zahllose Aktivitäten, in fast atemloses Schaffen. Jedes Mal heißt die eindeutige Antwort: Es geht weiter! Denn Gottes Geist ist bei euch. Er hat den Gemeinden des Neuen Testamentes Wege in die Zu-kunft gewiesen. Darum lohnt es sich auch für uns genauer hinzusehen: Welche Erfahrungen durften die frühen Christen damals mit Gottes Geist machen? Ihre Einsichten und Perspektiven können uns den Blick für die Antwort auf unsere Fragen öffnen".

Christen seien nicht Nachlassverwalter der Vergangenheit, sondern Wegbereiter der Zukunft, betonte Algermissen weiter. Die Gläubigen müssten unbedingt lernen, diese Fragen noch viel häufiger bei all den Gesprächen und Planungen zu stellen, "damit in uns gegen alle Selbstüberschätzung die Einsicht wach bleibt, dass wir uns dem Geist als dem „Finger Gottes, der uns führt“, verdanken. Wenn wir so an die vielfältigen Aufgaben herangehen, werden wir Gottes Geist in der Vielfalt erfahren, in der ihn unsere Kirche preist: Als Ermahner und Beistand, als Tröster und Mutmacher".

Wie wird es mit uns weitergehen, wo so vieles durcheinandergeht und aus den Fugen zu geraten scheint? Wie steht es, so sollten wir von Paulus herausgefordert fragen, mit unseren Denkmustern von Laien und Amtsträgern, von Männern und Frauen, von hauptberuflichen und ehrenamtlichen Mitarbeitern in unseren Gemeinden? Appelle allein helfen nicht. Im Sinne des Hl. Paulus geht es gut mit uns weiter, wenn wir dieses Bild ganz ernst nehmen: Gottes Geist ist Leben in unserer Kirche. Darum lohnt es sich, nicht nur an Programmen und Konzepten zu arbeiten und immer neue Aufgaben festzulegen. Stattdessen lädt uns das Fest des Heiligen Geistes ein, uns auf die Suche zu machen:  Was können wir tun, wo können wir mithelfen, dass wir eine lebendige Gemeinde bleiben und es immer mehr werden? Auch dann, wenn vielleicht auf Dauer kein Priester mehr am Ort wohnt und er vielleicht seltener als bisher in der Gemeinde anwesend sein kann?" fragte Algermissen.

Nach Meinung des Bischofs sind viele Menschen "geprägt vom Geist des Auferstandenen, ihren täglichen Aufgaben nachgehen, um Leben zu ermöglichen und zu fördern: Mütter und Väter mit ihren Kindern, Menschen in Sozialdiensten  an Kranken, Suchtgefährdeten, Obdachlosen und Flüchtlingen". Pfingsten wolle den Menschen den neuen Blick schenken: Die Offenheit füreinander, die Freude aneinander, den aufmerksamen Blick, wo und wie wir einander immer besser Leben ermöglichen können. Pfingsten sei ein "Fest zum Aufatmen", weil Gott uns schenke, dass wir seinen Geist, seinen Lebensatem, wieder in uns aufnehmen können. In diesem Geist könnten alle neu anfangen, "damit es mit uns in der Nachfolge Christi und mit unserer Kirche auch in dieser Zeit gut weitergeht. Was hätten wir wohl nötiger als einen Neuanfang!" +++

X