Personelle und organisatorische Konsequenzen
Haftbefehl erlassen! Veruntreute Mitarbeiter (44) der Sparkasse Oberhessen 8,9 Mio. Euro?

Foto: Sparkasse Oberhessen
02.06.2017 / REGION - Der Vorstand der Sparkasse Oberhessen hat den Verwaltungsrat im Rahmen einer turnusgemäßen Sitzung über den derzeitigen Stand ihrer Aufklärungsarbeit im aktuellen Untreuefall unterrichtet. Nach dessen Bekanntwerden hatte der Vorstand der Sparkasse angekündigt, „jedes Blatt umzudrehen“ und alles zu tun, was getan werden kann, um seinen Teil zur restlosen Aufklärung beizutragen. Zugleich stellte der Vorstand innerbetriebliche Maßnahmen und Konsequenzen vor, die bereits umgesetzt worden sind oder in Kürze folgen werden. Die Sparkasse bestätigte, der in der Sache ermittelnden Staatsanwaltschaft Gießen einen ausführlichen Zwischenbericht zugeleitet zu haben.
Der Vorstand unterrichtete den Verwaltungsrat und die Staatsanwaltschaft, dass bei der detaillierten Aufarbeitung des Untreuefalls durch die Interne Revision festgestellt wurde, dass der Beschuldigte seinen ehemaligen Arbeitgeber um 8,9 Millionen Euro betrogen hat. In diesem Zusammenhang betonte der Vorstand erneut, dass alles dafür getan werde, um möglichst die gesamte restliche Summe wieder zu erlangen. Das schließe auch Schadensersatzansprüche gegen den Beschuldigten ein.
Der Beschuldigte soll laut Staatsanwaltschaft «Bezüge ins Ausland» haben. Man habe daher die Gefahr gesehen, dass er sich absetzt. Der Mann habe die Taten «im Wesentlichen» eingeräumt, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft Gießen, Thomas Hauburger. Über vier Millionen seien gesichert worden. Wo die anderen rund vier Millionen sind, ist Gegenstand des Ermittlungsverfahrens.
Aufgrund seines detaillierten Fachwissens, das er sich über viele Jahre aneignete, hat er ein System entwickelt und umgesetzt, mit dem er Geld der Sparkasse Oberhessen unbemerkt auf ein eigenes Konto bei einem anderen Institut umgeleitet hat. Maßgeblich war nach bisherigen Aufarbeitungen vor allem, dass der Beschuldigte bei seinen kriminellen Handlungen seine Autorität als Vorgesetzter und das hohe Vertrauen seiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in ihn als Führungskraft missbraucht und ausgenutzt hat. Das führte dazu, dass diese die vorgeschriebenen Kontrollaufgaben nicht bis in die letzte Konsequenz vorgenommen haben.
Zudem geht der Vorstand bei seinen Sicherungssystemen zukünftig über die bestehenden Anforderungen hinaus. Er hat Kontrollaufgaben aus dem Rechnungswesen in eine neu geschaffene Organisationseinheit in einem anderen Unternehmensbereich verlegt und somit eine separate Kontrollstelle eingerichtet. „Auch wenn hier mit einmalig hoher krimineller Energie vorgegangen wurde, wollen wir dennoch alles uns Mögliche tun, um einen solchen Vorgang für die Zukunft auszuschließen“, so der Sparkassen-Vorstand.
Der Verwaltungsrat begrüßte die bisherigen Anstrengungen, den Fall komplett aufzuarbeiten, und die eingeleiteten Maßnahmen. „Es ist wichtig, dass das Geschehene vollumfänglich und schonungslos aufgearbeitet wird und dass der Vorstand konsequent durchgreift, damit sich ein solcher Betrugsfall nicht wiederholt. Wir begrüßen die getroffenen Maßnahmen, die aus unserer Sicht notwendig sind, um das Vertrauen in die gesamte Sparkasse wiederherzustellen“, so der Vorsitzende des Verwaltungsrates, Manfred Görig, und sein Stellvertreter, Joachim Arnold.
Die Sparkasse kündigte an, sie werde weiterhin mit der Staatsanwaltschaft eng zusammenarbeiten, ihr alle gewonnenen Erkenntnisse zuleiten, um deren Ermittlungen zu unterfüttern und mitzuhelfen, das kriminelle Vorgehen des Beschuldigten besser einordnen und bewerten zu können (pm). +++