Aus 270 Pfarreien werden 45
Algermissen: „Müssen pastorale Orte schaffen“ – Bistum wird umstrukturiert
Fotos: Matthias Witzel
01.06.2017 / FULDA -
„Die katholische Kirche hat die Karosserie eines Rolls Royce, aber den Motor eines Goggomobils“, sagte Bischof Heinz Josef Algermissen am Donnerstagmorgen und meinte damit deren dramatischen Schwund. „Wir haben immer weniger Priester, und wenn wir zurzeit etwa 392.000 Katholiken im Bistum Fulda haben, so werden es im Jahr 2030 nur noch 350.000 sein.“ Um dieser Entwicklung Rechnung zu tragen und um auch in Zukunft dem seelsorgerischen Auftrag nachkommen zu können, müsse sich das Bistum neu aufstellen. Den „Masterplan“ dafür legte Algermissen nun in einer Pressekonferenz (PK) im Bischöflichen Generalvikariat vor. Und am Sonntag will er die sogenannten „Strategischen Ziele zur Ausrichtung der Pastoral im Bistum Fulda“ im Pfingstgottesdienst offiziell in Kraft setzen.
Der Bischof betonte, dass die „Strategischen Ziele“ kein Spontanentschluss seien, sondern über einen größeren Zeitraum akribisch erarbeitet wurden. 2016 sei ein Entwurfstext bistumsweit auf allen Ebenen diskutiert worden. Vier Konsultationsveranstaltungen mit insgesamt etwa 900 Teilnehmern hätten stattgefunden. 201 ausführliche schriftliche Rückmeldungen seien eingegangen und gesichtet, systematisiert und bearbeitet worden. Nun also liegt die Endfassung vor.
„Wir wollen, dass sich die Priester mehr auf ihre ureigenen Aufgaben konzentrieren und dass die Seelsorge verstärkt auch von Gemeindemitgliedern übernommen wird“, erklärte Generalvikar Stanke. „Und wir müssen in den größeren Gemeinden pastorale Orte schaffen, wo sich möglichst viele engagieren.“ Zu diesen seelsorgerischen Einrichtungen könnten einzelne Projekte und Initiativen genauso zählen wie Personengruppen. Die Verantwortung an diesen Orten liege bei vom Bischof oder Pfarrer beauftragten Laien.
Auf die Frage, wie man diese denn mobilisieren könnte, antwortete Algermissen: „Wir müssen auf die Menschen zugehen. Ich laufe jeden Tag durch die Stadt und gebe den Leuten die Möglichkeit, mich anzusprechen.“ Die katholische Kirche sei eine missionarische, die dort ist, wo die Menschen sind. Sie richte sich an alle gleichermaßen – egal wie nah oder fern man der Kirche steht.
Ordinariatsrat Renze zeigte sich zuversichtlich, dass man viele zum Mitmachen bewegen kann. „Schauen Sie sich die Jugendverbände an, die sind alle im Wachstum. Über 800 junge Leute haben neulich im S-Club einen Gottesdienst gefeiert.“ Man müsse den Menschen einfach nur genügend Freiraum für kreative Ideen lassen. (Matthias Witzel) +++