Doku-Film über MS-Betroffene und Infostände

Schicksalen ein Gesicht geben: MS-Tag am Klinikum Fulda macht Patienten Mut

Filmemacher Jann Kessler (links, mit Protagonistin Luana Montanaro) gab beim MS-Tag am Klinikum Fulda Einblicke in seine Dokumentation "Multiple Schicksale".
Fotos: Marius Auth

31.05.2017 / FULDA - Beim 9. Welt-MS-Tag im Klinikum Fulda stand heute neben Informationen von Selbsthilfegruppen der Dokumentarfilm "Multiple Schicksale" des Schweizer Filmemachers Jann Kessler im Mittelpunkt, der zusammen mit Protagonistin Luana Montanaro angereist war und einen Einblick in den Alltag von Betroffenen gab.


Klinikum-Vorstand Dr. Thomas Menzel begrüßte die interessierten Besucher im Foyer des Klinikums und stellte die Bedeutung des Welt-MS-Tages, der inzwischen zum dritten Mal im Klinikum stattfand, heraus: "Aufklärung und Prävention leisten einen wichtigen Beitrag dabei, Symptome der Multiplen Sklerose frühzeitig zu erkennen und zu behandeln. Die Selbsthilfegruppen sind dabei erste Anlaufstelle für Betroffene, um sich zu organisieren und sich untereinander auszutauschen. Ämter und Behörden sind die Schnittstellen zwischen Ärzten und Selbsthilfegruppen. In Fulda haben wir zum Glück einen direkten Draht", erklärte Menzel und bezog sich damit auf Bürgermeister Dag Wehner (CDU), der stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender des Klinikums Fulda ist.

Auch Professor Dr. Tobias Neumann-Haefelin, Klinikdirektor der Neurologie am Klinikum Fulda, betonte die Wichtigkeit der Vernetzung von Patientengruppen und Ärzten. Das Stigma und Tabu der Erkrankung werde so gebrochen, von der Patientenperspektive profitierten auch die Experten enorm. Angesichts der großen Einschränkungen, mit denen Betroffenen konfrontiert seien, müsste die Gesellschaft helfen, den Patienten ein einfacheres Leben zu ermöglichen.

Tanja Eifert, Organisatorin des MS-Tages im Klinikum, erklärte das Motto des diesjährigen MS-Tages: "Alles geht, aber eben nur anders - das ist genau das Lebensgefühl für viele von Multipler Sklerose betroffene Menschen. Viele Aufgaben des täglichen Lebens lassen sich nur langsam erledigen, für manches braucht es spezielle Hilfsmittel. Durch die Selbsthilfegruppen gelingt der Austausch, aber die Betroffenen sind auch nicht mehr allein mit ihrer Erkrankung." Buchautorin Heike Führ, die selbst MS-erkrankt ist, las aus ihrem Buch "Fatigue und Uhthoff-Phänomen" und erläuterte, dass Fatigue-Syndrome kaum auf Verständnis stießen in der Gesellschaft: "Wer müde und konzentrationsschwach ist, wird erst mal nicht als krank wahrgenommen. Die Belastung und die Einschränkungen der Betroffenen werden nicht so wahrgenommen wie bei anderen Erkrankungen."

Filmemacher Jann Kessler, dessen Mutter selbst an Multipler Sklerose erkrankt ist, war mit der Protagonistin seines Dokumentarfilms "Multiple Schicksale" extra aus der Schweiz angereist, um anhand des Films die Lebenserfahrung Betroffener zu vermitteln: Als Abitur-Abschlussarbeit hat er insgesamt sechs MS-Erkrankte den Tag über begleitet - auch um Betroffenen eine Stimme in der öffentlichen Wahrnehmung zu verleihen: "Ich habe insgesamt 40 MS-Betroffene kontaktiert, bei Luana Montanaro war sofort ein Vertrauensverhältnis da. Die Krankheit ist unerbittlich und viele Betroffene haben mit schweren psychischen Begleiterscheinungen zu kämpfen. Themen wie Suizidalität und Sterbebegleitung sind in Deutschland weniger präsent als etwa in der Schweiz - ich hoffe, durch die offene Herangehensweise Patienten zeigen zu können, dass sie nicht allein sind." (Marius Auth) +++

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