Pfiffe, Plakate und Proteste

Demo gegen "Nationalpark Rhön" - 120 Bürger widersprechen Umweltministerin


Fotos: Marion Eckert

31.05.2017 / BISCHOFSHEIM/Rhön - Rund 120 Demonstranten, vorwiegend aus dem forst- und jagdlichen Bereich begrüßten die bayerische Umweltministerin Ulrike Scharf mit Protestplakaten am Montagabend auf dem Kreuzberg bei Bischofsheim. Sie gaben ihrem Unmut und ihren Sorgen über einen möglichen Nationalpark Rhön Ausdruck. Auf teilweise großflächigen Plakaten hieß es immer wieder „Nein zum Nationalpark“. 



Die Umweltministerin, die beiden Landräte Thomas Haberman (Rhön-Grabfeld) und Thomas Bold (Bad Kissingen), Oberelsbachs Bürgermeisterin Birgit Erb, als Vertreterin des Bayerischen Gemeindetages und Vorsitzende der Kreuzbergallianz sowie ihr Kollege Gotthard Schlereth, Kreisvorsitzender des Bayerischen Gemeindetags und Bürgermeister aus Oberthulba stellten sich der offenen Diskussion mit den besorgten und zum Teil auch aufgebrachten Bürgern. 
 Anfänglich aufkommende Pfiffe gegen die Ministerin wurden jedoch aus den eigenen Reihen der Demonstranten unterbunden und mündeten in das Kreuzberglied. In der direkten Auseinandersetzung mit der Ministerin war die Rede von „Verarschung“ und dass die „Leute für blöd“ gehalten werden. „Wir brauchen keinen Nationalpark“, wurde immer wieder gefordert. Landrat Thomas Habermann bat um konkrete Argumente. Die Demonstranten sprachen von Einschränkungen, die sie über das Biosphärenreservat und durch FFH-Flächen schon zu tragen haben, wie etwa Betretungsverbot der eigenen Wiesen. Weitere Einschränkungen seien einfach nicht mehr hinnehmbar.

Landrat Thomas Habermann wurde vorgeworfen, dass er seine eigene Meinung zum Thema Nationalpark in der Bischofsheimer CSU Versammlung kundgetan habe. Er habe die Meinung des Kreistags zu vertreten, wurde ihm gesagt. Habermann versicherte, dass der Kreistag über das Thema auch noch sprechen werde. Seit Freitag lägen nun die Antworten aus München auf den Fragenkatalog vor, er habe seine eigene Meinung dazu geäußert.
 
Habermann bat die Demonstranten um Geduld und sagte: „Ihr braucht doch keine Angst zu haben.“ Protest wurde laut und der Vorwurf erhoben, der Landrat presche vor und mache Stimmung. „Wir wissen genug“, wurde sein Hinaus auf die Informationen aus München abgebügelt. „Mal ehrlich sein, wer macht jetzt Stimmung“, fragte Habermann ruhig zurück. „Wenn man schreit wird es auch nicht wahrer“, bat die Umweltministerin um ein sachliches und besonnenes miteinander.
 „Wir Rhöner lassen uns nicht für dumm verkaufen.“ „Judas hat für 30 Silberstücke Verrat begangen. Ihr verkauft die Rhön für Wählerstimmen.“ „200 Jahre Arbeit der Forstwirte wird zunichte gemacht.“ Waren Sätze die der Ministerin und den Lokalpolitikern aus der Menge entgegen schalten. Birgit Erb verwies auf den offenen Dialogprozess zum Nationalparksthema.

Nach der gemeinsamen Stadt- und Gemeinderatssitzung folgen Bürgerversammlungen und Abstimmungen mit den Verbänden. In diesem Dialogprozess sei es natürlich auch möglich, dass kritische Äußerungen vorgebracht werden und die Bürger die Gelegenheit habe ihre Bedenken vorzubringen. „Ein Ja oder Nein zum Nationalpark ist zum heutigen Zeitpunkt noch nicht möglich.“ Erb bat die Bürger den Dialogprozess mitzugestalten.Horst Kimmel aus Oberwildflecken sah das anders: „Die betroffenen Bürger sind dagegen.“ Das wollte die Umweltministerin so nicht stehen lassen.
„Es gibt Befürworter und es gibt Gegner. Wir sollten die Kraft haben, über das Thema zu reden.“ Auch den immer wieder geäußerten Vorwurf, dass ohnehin schon alles entschieden sei, wies Scharf von sich. „Es ist noch nichts entschieden. Deshalb sind wir so oft vor Ort, um miteinander zu sprechen. Wie die Entscheidung am Ende aussehen wird, wissen wir nicht.“ Derzeit sei es ein Meinungsbildungsprozess, der nicht vor Juli abgeschlossen sein werde. Aus den Reihen von Zuschauern kam der Einwurf.

„Ich bin aus der Region und ich will den Nationalpark.“ Landrat Habermann betonte: „Wenn der Eindruck entstehen sollte, dass über den Kopf der Einheimischen etwas entschieden werden soll: Dem ist nicht so. Am Ende entscheiden die Gemeinden vor Ort.“ (Marion Eckert) +++

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