Fernseh-Fiktion und Wirklichkeit
Gert-Holger Willanzheimer neuer Vize-Chef der Staatsanwaltschaft
Fotos: Matthias Witzel
31.05.2017 / FULDA -
Gert-Holger Willanzheimer weiß zwar, dass im ZDF regelmäßig der Freitagskrimi „Der Staatsanwalt“ mit Rainer Hunold in der Titelrolle läuft, gesehen hat er davon aber noch nie eine Folge. „Ich kenne sowieso kaum einen Film oder eine Serie, in der die Arbeit von Staatsanwälten so dargestellt wird, wie sie tatsächlich ist“, sagt Willanzheimer, und er muss es wissen, ist er doch seit vielen Jahren Oberstaatsanwalt und seit drei Wochen der neue stellvertretende Leiter der Staatsanwaltschaft Fulda.
Steht Staatsanwalt Rainer Hunold im ZDF-Krimi stets im Zentrum der Ermittlungen, so ist Willanzheimers Arbeit vor allem auch Aktenwälzerei: „Da müssen die Fälle an die Sachbearbeiter weitergegeben und Berichte an übergeordnete Instanzen wie die Generalstaatsanwaltschaft oder das Justizministerium verfasst werden.“ Klar gebe es auch spektakuläre Untersuchungen: „Wir hatten mal in Marburg in den 90er Jahren einen regelrechten Verfahrenskomplex, wo ich bei den Durchsuchungen und Vernehmungen dabei war. Da ging es um einen Korruptionsskandal, in den mehrere Bedienstete und Beamte eines öffentlichen Bauamts verstrickt waren. Es gab kaum eine Bauakte ohne Unregelmäßigkeiten.“
Auch mit Mord und Totschlag hatte der Oberstaatsanwalt schon zu tun. „Ich erinnere mich an einen Fall, wo ein Weißrusse verschwunden war. In Zusammenarbeit mit einem Sonderkommando des LKA haben wir akribisch geforscht, viele Zeugen befragt und kleinste Details ausgegraben. Den Täter haben wir schließlich in Russland gefunden. Der hat uns dann auch zur Leiche in einem Wald bei Frankenberg geführt.“ Aufräumen will Willanzheimer in diesem Zusammenhang mit einer weiteren TV-Mär. „Es stimmt zwar, dass es in der Gerichtsmedizin unangenehm riecht, aber ich habe noch nie erlebt, dass sich ein Pathologe Menthol unter die Nase gerieben hat. Das gibt es einfach nicht.“