Ein Zwischenbericht
4. Alsfelder Kulturtage dauern noch bis zum Sonntag – großer Abschluss
Fotos: Privat
26.05.2017 / ALSFELD -
Der Endspurt läuft – an diesem Wochenende gehen die 4. Alsfelder Kulturtage zu Ende. Fast schon traditionell gibt Trevor Richards am Sonntagabend das Abschlusskonzert: Jazz vom Feinsten für Freunde dieser vielseitigen Musikrichtung. Doch zuvor ein kleiner Rückblick.
"Vom Urknall zur Popkultur" – und das am Sonntagmorgen! Der Astrophysiker Dr. Kai Noeske war zu Gast im Kaufhaus Alte Molkerei, um den zahlreichen Gästen in seinem Vortrag die Schönheit des Wissens zu vermitteln. Zu finden ist diese seiner Ansicht nach Lichtjahre entfernt in den unendlichen Weiten des Weltraums; sichtbar wurde sie mit Hilfe des Weltraumteleskops „Hubble“, das im April 1990 gestartet wurde. Geschaffen, die Einschränkungen durch die Erdatmosphäre zu umgehen, deren Moleküle das Auflösungsvermögen auf der Erdoberfläche blockieren, erreicht das Teleskop eine bisher nie dagewesene Auflösung und liefert seit Beginn seiner Mission Einblicke in viele Phänomene des Universums: Planeten, Exoplaneten, Sterne, Nebel, schwarze Löcher, Galaxien, Dunkle Materie und Dunkle Energie; sogar Rückschlüsse auf das Alter des Universums konnten mit seiner Hilfe gezogen werden. Ein Ausflug anhand atemberaubender Bilder, der es in sich hatte, auch wenn deutlich wurde, dass sich die Astrophysik nicht an einem Vormittag erklären lässt. Aber das hatte auch niemand erwartet. Vielmehr steckte der Wissenschaftler sein Publikum mit seiner Begeisterung für die Schönheit und Unendlichkeit des Universums an und spannte den Bogen von der exakten Wissenschaft hin zu den Science-Fiction-Serien und -Filmen, die bis heute noch ihren Platz im Fernsehen haben.
"Die Regentrude" – ziemlich genau dreißig Jahre nach der vielbeachteten Aufführung der gleichnamigen Oper nach dem Märchen von Theodor Storm war sie zurück auf Alsfelds Bühne, wenn auch mit weniger Musik und Gesang, dafür in einer besonders liebevollen und auch kindgerechten Inszenierung des Figurentheaters Weidringer. Am Dienstagnachmittag fand diese schöne Aufführung rund um die Kinder Maren und Andrees, die sich nach einer langen Dürre aufmachen, die Regentrude zu wecken, in der Stadtbücherei statt. Schau- und Puppenspielerin Christiane Weidringer lieh allen Figuren ihre Stimme und ließ ein buntes, fast magisches Szenario zwischen den Büchern entstehen.
"Missverständnis Heimat?" – das fragte am Dienstagabend Dr. Walter Windisch-Laube seine Gäste im Freiwilligenzentrum. Anhand zahlreicher Bilder und musikalischer Einlagen stellte der Autor viele Facetten des Heimatbegriffs vor – ein „relativer, durchwachsener, mehrdeutiger, ja schillernder Begriff“, wie er findet. Ungeachtet der verschiedenen Heimaterfahrungen gerade im vergangenen Jahrhundert, hingen viele Menschen auch heute noch einem althergebrachten Heimatbegriff an, in dem das weitgehend kritiklose Übernehmen und Fortsetzen von Überlieferungen, Einstellungen, Haltungen und Gruppenritualen eine große Rolle spiele. Windisch-Laubes Ausführungen folgte eine angeregte Diskussion mit dem Publikum, das tiefe Einblicke auch in den ganz persönlichen Heimatbegriff ermöglichte.
Auf die Spuren Wilhelm Buschs begab sich am Mittwochnachmittag Arno Fink. Er beschäftigt sich hobbymäßig mit dem vielseitigen Dichter und Zeichner, dem Urvater des Comics gewissermaßen, der doch in seinem Werk so viel mehr hinterlassen hat als „Max und Moritz“ und „Die fromme Helene“. Mit seinem Ausflug in das Leben und Wirken dieses eigentlich ernsthaften und verschlossenen Menschen stellte Fink seinem Publikum Wilhelm Busch auf sehr persönliche Art vor und präsentierte ihnen einen Mann, den man so sicher kaum gekannt hat.
"Heart'n'Heavy" – dieses Motto für die Kulturtage hatten am Mittwochabend die Musiker Willer und die Band The Aqualung ausgegeben. Sie traten in der Clubbar Plan B auf, die erstmals Veranstaltungsort für die Alsfelder Kulturtage war. Mit diesem Konzert wurde auch das musikalische Repertoire der Kulturtage erweitert, sprach es doch eindeutig ein jüngeres Publikum an. Dabei war dieser Konzertabend an sich schon sehr abwechslungsreich: Schlug zu Beginn des Abends der Singer/Songwriter Willer eher ruhigere Töne an, so überzeugten die Musiker von The Aqualung – Johannes Schwitalla, Claas-Henning Dörries, Daniel Höft und Cornelius Laube mit differenziertem Alternative Rock, von lyrisch-melancholisch bis mitreißend-bewegt und gegebenenfalls auch etwas laut. Ein guter Einstieg jedenfalls in den Feiertag, der auch für die Alsfelder Kulturtage wieder einige schöne Programmpunkte bereithielt.
"regiomenta 2" – in Anlehnung an die „documenta“ und seine erste regiomenta vor zehn Jahren eröffnete Dr. Walter Windisch-Laube – zum Auftakt am Donnerstagmorgen musikalisch begleitet von seinem Sohn Cornelius Laube – seine 100-stündige regionale, halbprivate Ergänzung zur 100-tägigen internationalen Schau in Kassel. Zu den unterschiedlichsten Öffnungszeiten zeigt der Alsfelder Kulturschaffende in und an seinem Wohnhaus in der Altenburger Straße eine interessante Auswahl von Kunst-Objekten, Installationen und Malerei. Letzte Möglichkeit, diese zu sehen, ist am Samstag von 9-16 Uhr. Die letzten Programmpunkte der diesjährigen Kulturtage gibt es auf der Website unter www.alsfelder-kulturtage.de