Helfen ist so einfach

Rehkitze vor der Mähmaschine retten: bei kitzrettung-hilfe.de melden


Fotos (2): Manfred Wysocki

26.05.2017 / VOGELSBERG - Ein kleines Rehkitz liegt mit nur noch zwei Beinen blutüberströmt auf der Wiese. Seit zwei Tagen wartet es auf Hilfe, doch unter dem abgemähten Grashaufen wird es nicht wahrgenommen. Solche Bilder sieht man im Frühjahr immer wieder aufs Neue. Durch die hohen Wiesen sehen die Bauern beim Mähen die kleinen Kitze nicht. Somit werden diese verstümmelt oder auf grausame Weise getötet. Denn Kitze laufen bei Lärm nicht weg wie ausgewachsenen Rehe. "Rehkitze ducken sich und bleiben still auf der Wiese liegen, wenn man sich ihnen nähert", erzählt Barbara Bausch vom Tier- und Naturschutz unterer Vogelsberg e.V. Und genau das wird in solchen Situationen zum großen Problem.



Um in Zukunft solche grauenhaften Fotos nicht mehr sehen zu müssen, rief Barbara Bausch zusammen mit Hans-Ulrich Weidner, Vorsitzendem der Jägervereinigung Lauterbach e. V., und dessen Tierschutzbeauftragten Kathrin Jacob eine Kitzrettungsaktion ins Leben. Doch vor der Umsetzung war es ihnen wichtig, alle Beteiligten, sei es Jäger, Landwirte, Politiker, Förster oder Tierschützer, an einen Tisch zu bekommen, "um in Zukunft besser zusammenzuarbeiten." Ganz nach dem Motto: "Mehr miteinander anstatt auseinander".



Die über 50 Beteiligten waren sich schnell einig, dass in dieser Hinsicht etwas getan werden muss. Ziel ist es nun, dass eine neue Internetseite, kitzrettung-hilfe.de, als Informationspool dient und so so viele Helfer wie möglich vereint. Ihr Aufruf: "Helft uns! Jedes Jahr werden mehr als 100.000 Rehkitze beim Mähen großer Wiesen verletzt oder getötet. Ihr könnt den hilflosen Tieren helfen: Fragt bei den Bauernhöfen nach, wann die Wiesen gemäht werden und welcher Jäger für die Tiere in der Wiese zuständig ist." Dabei sollte man sich niemals alleine auf den Weg machen. "Und wenn man zufällig auf der Wiese ein Kitz findet: Fasst es auf keinen Fall an. Die Rehmutter riecht sofort, wenn ein Mensch ihr Kitz berührt hat und würde es sofort verstoßen. Es müsste dann jämmerlich verhungern."

Egal ob Freilwillige, Jäger oder Landwirte - alle möglichen Menschen können sich dort eintragen, wenn sie beispielsweise bereit sind, Felder abzulaufen, Flatterbänder oder Rascheltüten aufzustellen. Durch die Flatterbänder werden die Rehe nämlich gestört und die Rehmutter sucht sich für sich und ihr Kitz einen anderen Platz. Auch mit Drohnen, Schallkanonen oder Infrarot-Geräten kann geholfen werden, versteckte Rehkitze im hohen Gras zu finden. 

"Um einen Überblick zu bekommen, werden Landwirte künftig auf der Internetseite nach Postleitzahl suchen und sehen können, wo Helfer zur Verfügung stehen und inwiefern sie tätig werden können. "Es ist alles noch am Wachsen und somit noch nicht fertiggestellt. Die Internetseite beinhaltet aktuell Informationen, um was es geht und wer die Ansprechpartner für das Projekt sind. Wir arbeiten mit Hochdruck daran, sie mit Leben zu füllen und online gehen zu können, unser Projekt weiter publik zu machen und außerdem hilfreiche Tipps zu geben", so Bausch im Gespräch mit OSTHESSEN|NEWS

Helfen ist dabei ganz einfach. "Man muss uns lediglich mitteilen, zu welcher Uhrzeit, in welchem Umkreis und mit welchen Materialien man ausrücken kann, um entweder Scheuchen zu stellen oder betroffene Felder abzusuchen. Informationen, die schon für die erste Mahd im kommenden Jahr abrufbar sein sollen." Für Barbara ist dieses Projekt eine Herzensangelegenheit. "Unsere Tiere sind faszinierend und schützenswert, deshalb engagiere ich mich gerne." Sie findet, dass das Wissen unbedingt kommuniziert werden muss, denn vielen Leuten ist es nicht bewusst, was sie mit ihrem Tun und Handeln anderen antun. (Luisa Diegel) +++

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