Ein Stück Heimat

Tagesgruppe macht sich stark für selbstbewusste Kinder

"Halli Galli" in der Tagesgruppe Bad Hersfeld.
Fotos: Stefanie Harth

23.05.2017 / BAD HERSFELD - Kinderlachen erfüllt die Räumlichkeiten der einstigen Kantorei der evangelischen Stadtkirchengemeinde in der Nachtigallenstraße. Während in der Wohnküche, dem „Kommunikationszentrum“ der Tagesgruppe Bad Hersfeld, fleißig Waffeln gebacken werden, haben zwei Jungs die Kletterwand im Sportzimmer erobert. Direkt nebenan wird sich der Malerei gewidmet: Sollen die bunten Bilder doch künftig die frischgetünchten Wände zieren. Für alle anderen Kinder im Alter zwischen sechs und 14 Jahren heißt es: „Auf die Glocke, fertig, los!“ – heute ist „Halli Galli“ angesagt. Ein Familienspiel, bei dem Schnelligkeit und ein gutes Auge Trumpf sind.



Seit dem 1. April gibt es das teilstationäre Angebot der hiesigen Jugendhilfe in der Kernstadt. Träger der Einrichtung ist der Zweckverband für Diakonie in den Kirchenkreisen Hersfeld und Rotenburg. Bis Ende März besuchten die Kinder mit besonderem erzieherischen Bedarf noch den integrativen Hort der Auferstehungskirchengemeinde im Stadtteil Hohe Luft. Hintergrund ist, dass der Landkreis Hersfeld-Rotenburg den Vertrag kündigte und sich für einen Trägerwechsel entschied (OSTHESSEN|NEWS berichtete).

Sozialdezernentin Elke Künholz spricht in diesem Zusammenhang von „vielschichtigen Gründen“. Wie die Erste Kreisbeigeordnete betont, seien die Gespräche mit dem neuen Träger, dem Zweckverband für Diakonie, sehr konstruktiv, sachlich und zielorientiert verlaufen. „Der Dialog wurde gewinnbringend geführt – und zwar für alle“, bekräftigt sie. Als gewinnbringend erachtet es Elke Künholz zudem, dass die Tagesgruppe von acht auf zehn Plätze aufgestockt werden konnte. „Der Bedarf ist gestiegen“, meint sie. Die Tagesgruppe eröffne Kindern, die in nicht optimalen Lebensverhältnissen aufwachsen, die Möglichkeit, sich zu stabilisieren und Selbstbewusstsein zu tanken.

Vier Betreuer bewerkstelligen an sechs Stunden pro Tag eine intensive Beziehungsarbeit, durch die die Entwicklung der Kinder besser gefördert werden kann. „Die individuellen Stärken und Fähigkeiten des Kindes stehen im Mittelpunkt, und es lernt in der Gruppe, seine Position zu finden und in der Interaktion mit anderen Kindern Konflikte und Krisen zu bewältigen“, erläutert Jugendamtsleiterin Anette Kranz. Die Betreuung sei so ausgerichtet, dass eine Fremdunterbringung vermieden und ein Verbleib des Kindes in der Familie gesichert werden könne.

„Wir möchten, dass die Kinder sich in dieser Einrichtung wohlfühlen, die ich als Heimat auf Zeit bezeichne“, sagt Diakoniepfarrer Jens Haupt. „Wir beschreiten mit diesem Unterfangen absolutes Neuland: eine solche Trägerschaft hatten wir noch nicht.“ Der Start sei gut getaktet gewesen; die Zusammenarbeit mit allen Beteiligten hätte reibungslos funktioniert. Der verführerische, appetitanregende Duft von süßem Backwerk lockt derweil in die Wohnküche. Es ist Waffelzeit… Sowohl Kinder als auch Betreuer sind in der Tagesgruppe angekommen. (Stefanie Harth) +++

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