Kulturempfang der Stadt

"Engagement für heimische Mundart" - Kulturpreis für Dietmar Weidenbörner

Dietmar Weidenbörner und Bürgermeister Stefan Schwenk
Fotos: Marius Auth

19.05.2017 / HÜNFELD - Beim Kulturempfang der Stadt Hünfeld im Rathaus wurde Dietmar Weidenbörner für sein herausragendes Engagement um den Erhalt der heimischen Mundart mit dem Kulturpreis der Haunestadt ausgezeichnet.


Weidenbörner, der 1952 in Steinbach geboren wurde, war von 1989 bis 2011 Stadtverordneter sowie von 2001 bis 2011 Stadtverordnetenvorsteher in Hünfeld und ist seit 2016 Geschäftsführer der Kreishandwer-kerschaft. Vielen Menschen in der Region dürfte er aber eher wegen seines karnevalistischen Engage-ments bekannt sein. Der Ehrenpräsident der Hünfelder Karnevalsgesellschaft hat den Verein seit 1995 geprägt und „hifällerische“ Mundart und Mentalität auch in Fulda propagiert: Bei der diesjährigen Fremdensitzung der Fuldaer Karneval-Gesellschaft war der Auftritt Weidenbörners gemeinsam mit den Hünfelder Straßenmusikanten eines der Highlights.
 Auch Bürgermeister Stefan Schwenk (CDU) lobte die kulturelle Leistung Weidenbörners: „Sprachen sind wie Landschaften, wie Städte und Dörfer: Sie prägen Menschen und werden durch sie geprägt. Die Vielfalt der Dialekte macht gerade den Reiz des Lebens in unserer Region aus.“
 Kultur-Stadträtin Martina Sauerbier, die als Mundartpartnerin Weidenbörners bei Rathaus- und Mundartabenden der Kolpingfamilie brilliert, ging auf die veränderte Wahrnehmung des „Rhöner Platts“ in den letzten Jahren ein: „In der jüngeren Generation gibt es nur noch wenige, die den heimischen Dialekt sprechen können. Generationen von Eltern wurde vermittelt, ihre Kinder würden Nachteile erleiden, wenn sie zum Schulstart nicht Hochdeutsch sprechen. Als gestrig, rückständig und sogar als Zeichen mangelnder Bildung galt das ‚Platt‘. Heute dagegen weiß man, wie förderlich eine zweisprachige Erziehung ist. Durch den Erhalt der Mundart werden auch Traditionen und Bräuche weitergegeben. Das Interesse der Menschen ist inzwischen groß, ‚ihre‘ Sprache wieder zu erlernen.“
 Ein weiteres Verdienst Weidenbörners wurde am Abend in launigen Anekdoten beleuchtet: In bierseliger Runde sei zusammen mit dem damaligen Bürgermeister Dr. Eberhard Fennel vor etlichen Jahren die Figur des Gaalbernschauden, des Fastnachts-Prinzen von Hünfeld, aus der Taufe gehoben worden. Bereits vor dem 2. Weltkrieg habe es einen Schauden gegeben, erst die Revitalisierung habe aber eine Identifikationsfigur für die Hünfelder Fastnacht geschaffen.
 Weidenbörner ging in seiner Dankesrede auf den großen Wert der Gemeinschaft in der Haunestadt ein: „Vieles geht nur mit Freunden: Um ein Event wie den Hünfelder Rosenmontagszug stemmen zu können, muss man sich auf viele Menschen verlassen können. Das Aufwachsen auf dem Dorf hat für mich Werte und Überzeugungen untrennbar mit der Sprache verbunden. Wortspiele, am besten in Reimform, sind gut geeignet, um Befindlichkeiten, Stimmungen und eigentlich Unsagbares zu kommunizieren. Durch meine Frau und meine Kinder, die alle das Fastnachts-Gen geerbt haben, habe ich über die Jahre viel Unterstützung erfahren.“

Ein besonderer Dank ging außerdem an Mutter Pauline Weidenbörner (92), die Sohn Dietmar ins Rathaus zur feierlichen Verleihung begleitete: „Hier ist der Rathaussaal, Mama – hier bin ich 20 Jahre lang zur Stadtverordnetenversammlung gegangen“, erklärte Weidenbörner in seiner Dankesrede. (Marius Auth) +++

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