Die Demokratie als bitteres Märchen
„Die sanfte Guillotine“ – Aufführung des Kurses der Q2 von Veronika Saez
10.05.2017 / ALSFELD -
Eine ganz eigenwillige Interpretation der Entstehung der Demokratie bot vor wenigen Tagen der Kurs Darstellendes Spiel (DS) der Q2 (ehemalige Jahrgangsstufe 12) der Albert-Schweitzer-Schule unter der Leitung von Veronika Saez. Als Rachefeldzug nämlich gegen einen ungerechten und noch dazu geizigen Monarchen riefen die Protagonisten zur Demokratie auf – dem voran ging ein wilder Ritt durch die bekanntesten Märchen, das allerdings mit sehr veränderten Inhalten.
Das Rotkäppchen nämlich verlässt die Eltern, weil die ihm zu spießig sind und aufgrund der Steuererhöhungen durch den König die Kosmetika für ihr schönes Kind nicht mehr zahlen können. Die Zwerge schicken das Schneewittchen auf den Strich, weil auch ihnen das Geld ausgeht. Die Prinzessin will den frisch erlösten Froschkönig nicht zum Mann, da sie sich vom König selbst mehr materielle Vorteile erhofft, und Hänsel steckt als süchtiger Kettenraucher das elterliche Haus in Brand. Auch daran trägt der König offenbar die Schuld – zumindest sind sich die vier Gestrandeten darin recht bald einig.
Den Schülerinnen und Schülern, sowohl auf der Bühne als auch im Publikum, gefiel das Spiel mit den aus den Märchen bekannten Charakteren. Die Verwandlung der sieben Zwerge in Zuhälter oder des Rotkäppchens zu einer mit vielen Wassern gewaschenen jungen Frau etwa sorgte sowohl für Verwunderung als auch für viele Lacher, auch wenn einige Witze dann doch einen bitteren Beigeschmack hatten. Das Bühnenbild in der Aula der Albert-Schweitzer-Schule war gewohnt sparsam ausgestattet, gut gesetzte Akzente boten Assoziationsmöglichkeiten, die Auswahl von Musik und Filmen unterstützte diesen Ansatz. Drei Aufführungen standen auf dem Terminplan der jungen Schauspieler, die sie mit Bravour und Spielfreude meisterten. +++