Artenschutz begreifbar machen

Amphibien- und Reptilienanlage lockt Erdkröte und Blindschleiche auf den Obersberg


Fotos: Gudrun Schmidl

05.05.2017 / BAD HERSFELD -
Die ehemalige Sportanlage an der Modellschule Obersberg, auf der die Kurzstreckenlaufstrecke noch immer erkennbar ist, wurde seit rund 20 Jahren für Schulzwecke nicht mehr genutzt. Das hat sich mit der Schaffung einer Biotopanlage für Amphibien- und Reptilien grundlegend geändert, die gestern im Rahmen der 12. Naturschutz-Erlebnistage Hessen zum Thema „Gemeinsam für die Natur“ offiziell eingeweiht wurde. Durch Ideenreichtum und Engagement seitens der Lehrerinnen, Lehrer, zahlreicher Schülerinnen und Schüler und der Feuerwehrleute, die „Wasser marsch“ zum Befüllen der beiden großen Teiche wörtlich nahmen, entwickelte sich die gut einjährige Bau- und Gestaltungsphase äußerst produktiv.



Die Firma Bickhardt-Bau stellte kostenfrei für einen Tag Bagger und Baggerführer zur Verfügung und lieferte außerdem tausende Basaltsteine an. Der Landkreis als Schulträger sicherte vorbehaltlose Unterstützung zu. Eine Spende aus dem Fond der Deutschen Gesellschaft für Herpetologie und Terrarienkunde (DGHT) in Höhe von 1.500 Euro als Anschubfinanzierung sorgte für die finanzielle Planungssicherheit. Die DGHT, bei der sich die Schule um die Fördersumme beworben hat, lobt den Vorbildcharakter dieser Biotopanlage, die von Geschäftsführer Andreas Mendt wohlwollend in Augenschein genommen wurde.

Initiator und Projektverantwortlicher der Modellschule Obersberg ist Karl Heinz Humburg, der inzwischen pensioniert ist, aber dem Umweltbildungsprojekt verbunden bleiben wird. „Mit dem Projekt wollen wir den Artenschutz begreifbar machen und erreichen, dass unsere Schülerinnen und Schüler anschauliche und nachhaltige Umweltbildung durch den direkten Kontakt mit der Natur erfahren“, ist seine Intuition, das auch in dem Motto des Tages: „Man schützt nur das, was man kennt“ verdeutlicht wurde. Der Biologie- und Chemielehrer Jan Bornemann übernimmt die Betreuung der Anlage, von der die Schülerinnen und Schüler der Modellschule, Gesamtschule und der Beruflichen Schulen auf dem Obersberg profitieren sollen.

Jan Bornemann stellte vor der informativen Führung über das Gelände in einer reich bebilderten Power-Point-Präsentation die Genese der Anlage vor. Vom ersten symbolischen Spatenstich im Februar 2016 bis heute hat sich viel getan, 30 Kleinstbiotope in der geschätzt rund 1500 Quadratmeter großen Anlage bieten eine große Vielfalt auf kleinem Gelände. Selbst ein Insektenhotel, in den Beruflichen Schulen (BSO) von einer Integrationsklasse mit ihrem Lehrer Wilfried Schäfer erbaut, fand hier den geeigneten Standort in bester Ergänzung zum Konzept.
MSO-Schulleiter Karsten Backhaus bekräftigt, dass bei diesem Projekt „Hirnschmalz und Muskelkraft“ gleichermaßen gefragt waren. Lehrkräfte, Schülergruppen aus den Bio- und Sport-Leistungskursen packten gemeinsam an und nahmen Schaufeln und schwere Steine in die Hand, auch in den Ferien.

Die Erdkröte war der erste Besucher, lange bevor das Biotop fertig war. Weitere Erdkröten gesellten sich dazu, zahlreiche Kaulquappen tummeln sich inzwischen am Biotop Nummer 8 und sind im auch im trüben Wasser gut zu sehen. Jeweils fünf heimische Arten wie der Grasfrosch, der Bergmolch, die Ringelnatter, die Bergeidechse und die Blindschleiche sollen hier heimisch werden. „Die sollen alle von selbst kommen“, bekräftigt Karl Heinz Humburg. Die Anlage ist für die Population der erwarteten Amphibien und Reptilien optimal vorbereitet mit Feuchtbiotopen, Steilwänden, Erdhügeln, Trockenmauern, einer geplanten Frühblüherwiese und Totholzhaufen. "Hier ist es nicht unaufgeräumt", betont Karsten Backhaus. Die Erklärung: "Das sind Rückzugsorte für die Tiere".

Morgen, am 06. Mai, können sich Interessierte einer kompetenten Führung durch die Amphibien- und Reptilienanlage (MSO-ARA) anschließen. Treffpunkt ist um 10.00 Uhr am Haupteingang der Modellschule Obersberg – direkt gegenüber dem Audimax. (Gudrun Schmidl) +++



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