NGG will Rückkehrrecht in Vollzeit
20 Prozent mehr Teilzeit-Jobs seit 2012
Symbolbild
04.05.2017 / MAIN-KINZIG-KREIS -
Immer mehr Halbtagsjobs: Rund 36.200 Beschäftigte im Main-Kinzig-Kreis haben derzeit eine Teilzeit-Stelle. Das sind 20 Prozent mehr als noch vor vier Jahren, wie die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) mitteilt. Die NGG beruft sich dabei auf aktuelle Zahlen der Bundesagentur für Arbeit (BA). Zum Vergleich: Im selben Zeitraum stieg die Zahl aller sozialversicherungspflichtigen Jobs im Kreis um elf Prozent. Vor dem Hintergrund der Debatte um prekäre Arbeit fordert die Gewerkschaft ein verbrieftes Rückkehrrecht auf Vollzeit.
"Die Zunahme der Teilzeit ist beunruhigend", sagt Peter-Martin Cox von der NGG Rhein-Main. 20- oder 30-Stunden-Jobs würden immer mehr zur Regel – und häufig zur Falle. "Gerade Frauen bleibt etwa nach einer Familien-Pause der Wunsch, in Vollzeit zurückzukehren, oft verwehrt", so der Gewerkschafter. Dies erschwere nicht nur die Karriere, sondern sorge auch für niedrige Renten. Dieses Problem nehme immer größere Ausmaße an: So arbeiten laut BA aktuell 49 Prozent aller berufstätigen Frauen im Main-Kinzig-Kreis in Teilzeit.
"Viele von ihnen wollen mehr arbeiten, worin auch ein riesiges Potential für den heimischen Arbeitsmarkt liegt", betont Cox. Diese Chance dürfe man in Zeiten des Fachkräftemangels nicht einfach verschenken. Doch auch Männer, die für mehr Zeit mit der Familie die Arbeitszeit reduzieren und später wieder erhöhen wollten, bekämen dazu oft keine Chance. Auch ihnen bringe ein Rückkehrrecht auf Vollzeit spürbare Entlastung.
"Teilzeit-Beschäftigte stehen nicht nur mit geringerem Einkommen und schlechterer Absicherung bei Rente und Arbeitslosigkeit da", so Cox weiter. "Sie haben auch bei der Karriere das Nachsehen." Dabei sollten gerade jungen Müttern und Vätern nach einer Auszeit dieselben Möglichkeiten offenstehen wie allen anderen Beschäftigten. Gleiches gelte für Menschen, die sich beruflich weiterbilden oder ehrenamtlich engagieren.
"Wer später in Vollzeit zurück will, muss darauf einen festen Anspruch haben." Die Wahl der Arbeitszeit solle eine individuelle Entscheidung sein. Mit Blick auf die Digitalisierung der Arbeitswelt sei dies wichtiger denn je. Cox: "Die Arbeitgeber sprechen gern von Flexibilität und meinen damit Mehrbelastung für die Beschäftigten. Aus Sicht der Arbeitnehmer heißt Flexibilität aber auch, je nach Lebensabschnitt entscheiden zu können, mehr oder weniger zu arbeiten." (pm) +++