Feierliche Saisoneröffnung auf Burg Schwarze

Das besondere Ausflugsziel – Skywalk am Burgturm

Bizarrer Ruinenteil
Fotos: Walter Dörr

02.05.2017 / SINNTAL - Sie sind irgendwie anders. Die Mitglieder nennen sich Ritter. Was bei jedem anderen Verein Jahreshauptversammlung heißt, ist ihre Burgversammlung. Die nachhaltige Belebung der Burgruine Schwarzenfels, deren Erhaltung und Sanierung, Nutzung für die Allgemeinheit, die Erforschung der Geschichte und der kunst- und kulturgeschichtlichen Entwicklung sowie die Förderung als Begegnungs- und Fortbildungsstätte für an Kultur, Geschichte und Brauchtumspflege interessierte Menschen aller Nationen sind die hochgesteckten Satzungsziele, die bei der Gründung des Vereins "Ritter Schwarzenfels" am 29. November 2007 beschlossen wurden. Zehn Jahre ist das her und so wurde das kleine Jubiläum bei der Saisoneröffnung auf der Burg gefeiert.



Die vergangenen Geschäftsjahre, die nicht Schlacht- oder Kriegszeit tituliert werden, brachten viel Arbeit für die Tafelrunde - so nennen sich die Vorstandsmitglieder. Der Vorsitzende ist der Burgherr, bürgerlich Thomas Dorn. Vom Immobilienmanagement des Landes Hessen hat der Verein "Ritter Schwarzenfels" die Burg gepachtet und kann bis auf die Räume der Kirche das ganze Areal nutzen.

Rege Nachfrage für Belegungen, Sonderveranstaltungen und "Events" gibt es. Cool findet das Leben auf der Burg nicht nur das jugendliche Klientel aufgrund der Acht-Bett-Zimmer mit Sammeldusche (56 Betten stehen übrigens zur Verfügung, und die Räume können auch für Festivitäten angemietet werden), es kam auch schon vor, dass Nobelkarossen im Hof parkten, und deren Lenker nahmen eine ritterliche Auszeit.

Veranstaltungen, wie der alljährliche Erlebnisweihnachtsmarkt der ARGE Schwarzenfelser Vereine, bei Ritterfesten sorgte die Trimburger Ritterschaft für ein mittelalterliches Spektakel mit Heerlagern, Schwertkämpfen, Feuerschluckern, Ständen alter Handwerke und auch Falknervorführungen (Ausschank Burg-Schwarzenfels-Schnaps und speziell gebrautes Burgbier), Bergwinkelmärkte, Burgfestspiele, Theater, Folklore und Musikdarbietungen beleben die Burg. Grillen mit einer fantastischen Aussicht ist nicht High-light, sondern ein Mega-Erlebnis.

Beeinträchtigungen durch die Substanz sichernde Baumaßnahmen, beauftragt vom Hessischen Immobilienmanagement, mussten in den vergangenen Jahren ertragen werden und nun sind mehr als 1,5 Millionen Euro verbaut und die Burg erstrahlt in neuem historischen Glanz.

Der Sinntaler Ortsteil Schwarzenfels klebt förmlich am Westhang des 492 Meter hohen Hopfenberges, mit dem Blickfang der Burg obenauf. Seinen Namen hat das 550-Seelen-Dorf wahrscheinlich vom schwarzen Basaltboden (Dolerit), denn in einer Urkunde vom 8. November 1280 wird er "Swarzenfels" genannt. Dienstmannen, Lehnsleute und Fronbauern siedelten sich unter dem Schutz der Burgritter an. Raubritter, die früher die Gegend unsicher gemacht haben, gibt es heute natürlich nicht mehr.

Die ehrwürdigen Mauern, die sie hinterlassen haben, sind heute "nur" ein Anziehungspunkt für Ausflügler. Die Höhenburg errichtete Graf Reinhard I. von Hanau zwischen 1277 und 1280 aus massivem Bruchstein-Mauerwerk. 1305 erweiterte dessen Sohn Ulrich I. die Anlage um eine der heiligen Margarete geweihten Kapelle, und unter der gibt es noch eine kellerartige Krypta, deren Kreuzgewölbe eine massige Mittelsäule stützt.

Die Burg Schwarzenfels wurde als Amts- und Gerichtssitz in den Jahrhunderten mehrfach aus- und umgebaut. Rege Bautätigkeit bestand im 16. Jahrhundert, als Graf Philipp III. von Hanau die Burg zum schlossartigen Witwensitz seiner Gemahlin Helene, Tochter des Pfalzgrafen Johannes von Simmern, erweitern ließ. Der Marstall, der heute neben den Türmen die Silhouette der Burg beherrscht, diente als Wohnung des Verwalters. Nach der Zerstörung der Hauptburg residierten hier bis 1821 die kurhessischen Amtmänner. 1867 wurde das kurfürstliche hessische Justizamt in ein königlich preußisches Amtsgericht umgewandelt. Im Westflügel befindet sich seit 1810 die Schwarzenfelser Kirche.

Bei der Saisoneröffnung führte Hasso Schiefler interessierte Besucher durch die Burg, deren Ruinenteil täglich kostenfrei zu besichtigen ist. Nach der Restaurierung ist der Turm ein Höhepunkt. Es lohnt sich, die 114 Stufen der Stahlwendeltreppe empor zu klettern. Oben hat man einen fantastischen Rundumblick weit ins Sinntal. Besonders Mutige können auf dem ersten Sinntaler Skywalk durch den Gitterrost senkrecht hinunter bis zu den Fundamentresten am Turmboden blicken. Ein atemberaubendes Erlebnis.

Bei der Saisoneröffnung war für das leibliche Wohl bestens gesorgt, auch mit Wildschweinbratwürstchen und schmackhaften Kuchen, und es gab spezielles Ritterbier. Zur Unterhaltung spielte im Marstall der Musikverein Oberzell stimmungsvolle Weisen. Die kleinsten Besucher konnten in der Kuh-Hüpfburg des Schulbauernhofes Weichersbach herumtollen, Karussell fahren oder sich nur Bauerneis schmecken lassen. Die Bewirtung in der Burg Schwarzenfels bereitet dem Ritter-Verein übrigens Kopfzerbrechen, denn man such dringend einen neuen Pächter für das Burgcafe. "Es ist alles da, er kann sofort anfangen", warb Burgherr Thomas Dorn. (Walter Dörr) +++

X