"Ausnahmezustand" bei Maiveranstaltung

Sorge um Wella-Arbeitsplätze - DGB-Demo - Kundgebung - 1.000 Teilnehmer

Deutlicher Protest gegen die geplante Wella-Schließung
Fotos: Erich Gutberlet

02.05.2017 / FULDA - "Ausnahmezustand" bei der Maiveranstaltung des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) in Fulda: Die Kundgebung in der Fuldaaue, die sonst recht gut besucht ist, platzte am gestrigen Tag der Arbeit aus allen Nähten. Knapp tausend Teilnehmer hatten sich zur Mittagsstunde am Festplatz beim Feuerwehrmuseum versammelt, um sich mit der Belegschaft des Hünfelder Wella-Werkes zu solidarisieren. Denn der Mutterkonzern Coty will die dort vorhandenen 380 Arbeitsplätze Ende 2018 samt und sonders streichen, wie das Unternehmen im März bekanntgab.

Etwa 450 Arbeitnehmer und Familienangehörige aus Hünfeld, alle in weiße T-Shirts gekleidet, waren der Einladung des DGB-Fulda gefolgt und trafen sich zusammen mit Fuldaer Gewerkschaftern am Bahnhofsvorplatz, wo DGB-Kreisvorsitzender Franz-Georg Brandt die Haunestädter begrüßte und wütende Worte in Richtung Coty-Konzern fand: „Euer modernes Werk soll dichtgemacht werden, um andernorts für ein paar Cent billiger produzieren zu lassen“, rief Brandt den Hünfeldern zu. „Das gefährdet eure Existenz und hat nichts mehr mit sozialer Marktwirtschaft zu tun, sondern ist schlichtweg pervers.“ Die „Wellaner“ sollten sich nicht ohne Widerstand zur Schlachtbank führen lassen, sondern mit allen betrieblichen Mitteln gegen die Schließung kämpfen.

Auch CDU-MdB Michael Brand, CDU-Landtagsabgeordneter Dr. Walter Arnold und Landrat Bernd Woide reihten sich in die Demo ein, um ihre Solidarität mit den „Wella“-Mitarbeitern zu bekunden. Den anschließenden Protestmarsch, der mit Getrommel und einem Trillerpfeifenkonzert zunächst die Bahnhofstraße hinunter zum Universitätsplatz führte, machten von Seiten der Politik auch SPD-MdB Birgit Kömpel, SPD-MdL Sabine Waschke und der Hünfelder Bürgermeister Stefan Schwenk mit. Am Uniplatz griff Coty-Betriebsratsvorsitzender Norbert Herr zum Mikrophon und bedankte sich bei den Politikern für ihren Einsatz. So hätte Kömpel bei Bundeswirtschaftsministerin Brigitte Zypries erreicht, dass diese demnächst ein Gespräch mit Coty führt.
Weiter ging der Protestmarsch zum Buttermarkt, wo Caroline Hack von der verdi-Jugend, die in der Jugend- und Ausbildungsvertretung des Klinikums Fulda mitarbeitet, über schlechte Ausbildungsmöglichkeiten und miese Vergütung für Jugendliche sprach.
Am Kundgebungsplatz in der Fuldaaue wurde es schließlich mit den 1.000 Teilnehmern ziemlich eng. Hauptredner dort war Rolf Müller, der neue DGB-Organisationssekretär. „Wir sind viele, wir sind eins“, griff er das diesjährige Motto der Maiveranstaltung auf, „besser kann man die eigentliche Kraft der DGB-Gewerkschaften nicht ausdrücken.“ Bei Coty sei man sich seiner Verantwortung gegenüber den Beschäftigten nicht bewusst, man ignoriere sie aus Profitgründen. „Wenn ihr Aktionen macht, wir kommen und stehen zusammen. Glück auf! Denn: Nicht betteln, nicht bitten, nur aufrecht gestritten. Nie kämpft es sich schlecht für Arbeit und Recht.“



Der turbulente Vormittag wurde musikalisch vom Singer-Songwriter Andreas Wetter und Sängerin Linda K. begleitet. (Matthias Witzel) +++

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