Liliengewächs zeigt sich in voller Blüte

Altengronauer Schachblumen erweisen sich als Besuchermagnet


Fotos: Walter Dörr

24.04.2017 / SINNTAL - In voller Blüte präsentierten sich Millionen Blumen der Fritillaria meleagris am Sonntag beim 18. Altengronauer Schachblumenfest. Das Liliengewächs (auch Schachbrettblume oder Kiebitzei benannt) trägt seinen Namen durch die schachbrettartig gemusterte, purpurbraune Blüte. Die Fritillaria meleagris steht im Mittelpunkt beim traditionell von den Altengronauer Landfrauen veranstalteten Fest.



Wenn man Tulpen mit Amsterdam und weiße Rosen mit Athen in Verbindung bringt, so ist die mit 1.250 Einwohnern zweitgrößte Sinntalgemeinde für ihre florale Rarität weithin bekannt. Positiv gesehen präsentierten sich die Schachblumen "gut gegossen", und Wettergott Petrus hörte den Wunsch der Veranstalter und zahlreichen Besucher nach weniger Niederschlag und mehr Sonne.

Auf den Feuchtwiesen im 72,9 Hektar großen Naturschutzgebiet (NSG) entlang der Sinn, der Schmalen Sinn und im Mündungsbereich der Jossa wachsen die Schachblumen. Seit 1988 stehen sie unter Naturschutz und als stark gefährdete Pflanzenart auf der roten Liste nach der Bundesartenschutzverordnung (BArtSchV). Die Blütezeit der meist einzelnen Blüten reicht von April bis Mai.



Die Schachblume ist eine Lichtpflanze und mag nasse oder teilweise sogar überschwemmte Böden. Ideal deshalb der Sinngrund, sodass hier das größte zusammenhängende Vorkommen in Deutschland ist. Übrigens: Die meisten Fritillaria-Arten sind für Menschen giftig. In der Zwiebel befinden sich Alkaloiden wie das Steroidalkaloid Imperialin, das zu Kreislaufbeschwerden, Erbrechen und Krämpfen führen kann, bei hohen Dosen (besonders bei Kindern) sogar Herzstillstand.

Die Blütenpracht der Schachblumen (zum Teil aber schon abblühend) konnten die Blumenfreunde bei sachkundigen Führungen der Naturparkführer des Naturparks Hessischer Spessart Sabine Dänner, Winfried Imkeller, Rudolf Ziegler und Irmgard Schultheis erleben. Für das leibliche Wohl hatten die Landfrauen am ARGE-Festplatz im Aspenweg bestens gesorgt, die Hallodris Martin Schäfer und Peter Hensel machten schwungvolle Musik, und die Chorgemeinschaft Sinntal unter Leitung von Heinrich Meininger erfreute mit Liedvorträgen.

Viel Interessantes gab es am Infomobil des Naturparks Hessischer Spessart, wo auch Geschäftsführer Fritz Dänner gerne Fragen der Besucher beantwortete. Karten und Fotos mit Schachblumenmotiven bot Brigitte Betz an. Die Vorsitzende des Landfrauenvereins Altengronau, Ute Beringer, begrüßte bei der Eröffnung besonders Sinntals Bürgermeister Carsten Ullrich und Bürgermeisterin Lioba Zieres aus Obersinn, Kreisbeigeordnete Sonja Senzel, Ortsvorsteher Eugen Schüßler, Landrat a. D. Karl Eyerkaufer sowie den neuen Geschäftsführer der Spessart Tourismus und Marketing GmbH, Bernhard Mosbacher.

Die Vorsitzende freute sich, dass so viele die einzigartige Blume sehen wollten und wünschte einen schönen Sonntag. Ein Dank galt allen Mitwirkenden und Helfern des 18. Schachblumenfestes. Sinntals Bürgermeister Carsten Ullrich sagte in seinem Grußwort, dass im Rathaus Anfragen "ob die Blumen blühen" von Hamburg bis München ankommen.

Das Schachblumenfest in Altengronau habe ein großes Einzugsgebiet und bei dieser Gelegenheit begrüßte Ullrich eine ihm persönlich bekannte Wandergruppe aus Meerholz. Das Schachblumenfest mache Altengronau bekannt, sodass der Bürgermeister den Landfrauen für die Arbeit bei der Ausrichtung dankte. Kreisbeigeordnete Sonja Senzel grüßte im Namen von Landrat Erich Pipa und sagte, dass das Schachblumenfest traditionell ein fester Termin sei.

Irmgard Schultheis, Marjoß, die einst Mitinitiatorin des Schachblumenfestes war, sprach als Mitglied der Hessischen Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz und sagte, dass das Schachblumenfest bei den Landfrauen in den richtigen Händen sei. Es gelte, sich über die Naturschutzgebiete zu informieren und mit dem Fest werde die seltene Frühlingsblume bekannt gemacht. Man möge dafür Sorge tragen, dass sie nach menschlichem Ermessen noch lange blüht. Deshalb seien die Erd- und Steinhummeln wichtig, weil sie die Schachblumen bestäuben. Das nationale Naturerbe müsse für kommende Generationen erhalten bleiben, so Irmgard Schultheis. (Walter Dörr) +++

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