Auf der Suche nach dem Glück

Arnold Stadler las bei Literatur im Stadtschloss aus "Rauschzeit"

Arnold Stadler eröffnete die Reihe „Literatur im Stadtschloss“

20.04.2017 / FULDA - Der Autor Arnold Stadler las gestern im vollbesetzten Fürstenssaal aus seinem Roman „Rauschzeit“ und eröffnete die diesjährige "Saison" von Literatur im Stadtschloss. Stadler, geboren 1954 in Meßkirch, studierte katholische Theologie in München, Rom und Freiburg, anschließend Literaturwissenschaft in Freiburg, Bonn und Köln. Es folgte die Promotion zum Dr. phil., 2006 erhielt er überdies die Ehrendoktorwürde der Freien Universität Berlin. Der Autor erhielt für sein umfangreiches Werk zahlreiche Literaturpreise, darunter 1999 den Georg-Büchner-Preis. Stadler ist Mitglied u.a. der Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz und der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung.



Das Thema seines Romans ist die unerfüllte Sehnsucht nach dem Glück. Stadler erzählt in seinem dichten Buch die Geschichte von Alain und Mausi, beide vierzig und seit 15 Jahren verheiratet, in der Mitte des Lebens angekommen. Aber nicht nur ihr Leben, auch die Liebe ist in die Jahre gekommen. Fast scheinen sie die Liebe hinter sich zu haben – jetzt droht „die vegetarische Zeit“. „Rauschzeit“ ist ein Buch über das Glück und darüber, wie schwer es ist, es halten zu können. Über das Leben, wie es geworden ist. Und über die Sehnsucht, dass es doch noch einmal werden könnte, wie es gewesen ist.

Als überraschend die gemeinsame Freundin Elfi stirbt, ist Mausi in ihrer Wohnung in Berlin und Alain auf einem Übersetzerkongress in Köln. Es ist ein Tag im Juni 2004. Bei beiden reißen alte Wunden auf. Elfi, das war eine Freundin aus den Tagen der Freiburger Wohngemeinschaft mit Alain, Mausi, Justus, Inge, Toby und Babette. Elfi, das war eine lebenslustige und sterbenstraurige Fotografin, deren einziges Sujet die Männer waren, auch Alain.

Stadler setzt nicht vordergründig auf spannende Handlung oder pointierte Dialoge, eher spiegelt das erzählerische Gleichmaß den Zustand der Beziehungen und Erwartungen der heute Vierzigjährigen, die ihre besten Momente hinter sich haben und doch noch auf die wirkliche Erfüllung und Liebe warten und versuchen, dabei nicht bitter zu werden. Die Sympathie ihres Erfinders und Autors haben sie bei dieser vergeblich scheinenden Suche auf ihrer Seite, der ihren Gefühlen den Raum und Ausdruck gibt, den sie in seinen Augen tatsächlich verdienen.

Der sympathische Autor fühlte sich im Fürstensaal vor dem wohlgesonnenen Publikum sichtlich wohl. Er sei privat schon häufiger in der Barockstadt gewesen und schätze Ambiente und Bewohner. Seine Lesung in der Reihe "Literatur im Stadtschloss" war ein voller Erfolg und Gewinn für das Auiditorium. Die Leser ließen sich seine Werke gern signieren und konnte hinterher ihre Eindrücke bei einem Glas Wein austauschen.+++



X