Worte in Klängen
Passionsmusik und Rezitationen am Karfreitag
Fotos: Dietmar Kelkel
16.04.2017 / SCHLÜCHTERN -
Abgerundete musikalische Bilder, die in sich selbst ruhen, und grabesschwere Verse, als sei ein Weinen in der Welt: Das Bergwinkel-Ensemble und Rezitationen und Lesungen von Bezirkskantorin Karin Dannenmaier und Klaus Brandt haben an Karfreitag in unterschiedlicher Weise den Tod Jesu in den Blick genommen.
Das Streichquartett Walther Darmstadt und Simon Heim (Violinen), Kerstin Pramschüfer (Viola) und Reinulf Neumann (Violoncello) zog in der Stadtkirche St. Michael rund 100 Gläubige mit Josef Haydns schlichter und doch ergreifender Passionsmusik "Die sieben letzten Worte unseres Erlösers am Kreuze" in ihren Bann. Jedes dieser in den Evangelien überlieferten Worte verlangte nach einer Musik der Andacht.
Konzentriert und kontrolliert interpretierten die Künstler die sieben langsamen Sonaten – wohlwissend, dass sich die Musik in jedem der Worte am Kreuz nicht verlieren darf, sondern darauf beschränken muss, den Gedanken zum Klingen zu bringen. Hierzu bedarf es Interpreten, die Haydns Musik klar nach innen richten. Diese Herausforderung hat das Bergwinkel-Ensemble mit Bravour gemeistert.
Die Sonate VI "Es ist vollbracht" erhielt mit Else Lasker-Schülers Gedicht "Weltende" eine neue Dimension. "Es ist ein Weinen in der Welt, als ob der liebe Gott gestorben wär, und der bleierne Schatten, der niederfällt, lastet grabesschwer … Es pocht eine Sehnsucht an die Welt, an der wir sterben müssen." (kel) +++