Die MITTWOCHS-KOLUMNE

WIELOCH schreibt an (33)… Fulda zwischen Hessentag und Europa



12.04.2017 / REGION - Liebes Fulda,



letztendlich geht es dir wie jedem Unternehmen: Auch deine Macher müssen sich für eine Vermarktungsstrategie, für eine Philosophie entscheiden. Welches Image, welche Außendarstellung sollst du haben? Für mich gibt es im Jahr 2017 nur einen richtigen Weg wie du dich als schmucke Barockstadt präsentieren solltest. Regionale Identität bewahren und stärken, gleichzeitig offen sein für den Blick über die Grenzen hinaus in ein zusammenwachsendes Europa – ein attraktiver Spagat, der auch über deine Zukunft und Wettbewerbsfähigkeit entscheiden wird. Beide Tendenzen hast du in den vergangenen Tagen aufblitzen lassen. Sonntags lädt dein Universitätsplatz neuerdings ein, um den „Pulse of Europe“ zu spüren. Ich habe den Eindruck, die Beziehungen zu deinen europäischen Partnerstädten werden intensiviert. Gleichzeitig prüfen die Verantwortlichen eine Bewerbung als Ausrichter für einen der nächsten Hessentage. Das heißt: Schwartenmagen und Rhöner Charme stehen weiter ganz oben auf der Agenda. Ab und zu mal Bouillabaisse und Crème Catalane als Option verleihen unserem Leben neue Würze. Hinter dem Horizont geht’s schließlich weiter.

Ich weiß, viele tun sich mit dieser Denke noch schwer. Hessentagsbesucher aus Griesheim, Lohfelden und Oberrodenbach sind Fernreisende. Paris, Barcelona und Rom liegen am anderen Ende der Welt. Europa zockt uns ab. Die Griechen geben uns den Rest. Und der Euro ist Murks. Plumpe Stammtisch-Parolen, die sich zum Wahlkampf eignen. Ein Blick zurück um schlappe 70 Jahre sollte selbst den größten Nörglern die Augen öffnen – die Dinge haben sich mehr als positiv entwickelt. Die Waffen schweigen. Französisch, Spanisch und Italienisch sind auch im Landkreis Fulda mittlerweile Standard auf den Stundenplänen. Das Freiherr-vom-Stein-Gymnasium trägt den Namenszusatz „Europaschule“. Klassenfahrten enden nicht mehr immer auf der Wasserkuppe oder auf der Eislaufbahn in Lauterbach. Schüleraustausch mit Freunden, die einst Feinde waren – ich finde das beruhigend. Außerdem: Nur wer die Ferne kennt, kann seine Heimat richtig schätzen.

Liebes Fulda, bald wird die Diskussion entfachen: Brauchen wir den Hessentag? Eindeutig ja! Eine bessere Präsentationsfläche kann es für dich nicht geben. Neue Infrastrukturen, hunderttausende Besucher, mediale Aufmerksamkeit, die Möglichkeit zur Schärfung deines Profils – davon profitierst du auf Jahre. Fulda? Bei Kollegen oder Geschäftspartnern aus anderen Teilen der Republik fehlen da häufig die Assoziationen. Geographische Zuordnung? Hessen bekommen die meisten gerade so hin. Die günstige Verkehrsanbindung und Johannes Dyba haben einige auch noch auf dem Schirm. Das war's dann aber. Mehr ist da nicht. Ganz ehrlich, für eine Barockstadt deiner Schönheit ist mir das zu wenig. Der Hessentag könnte das ändern. Willkommen in Fulda, der Perle Osthessens!


Mit herzlichen Grüßen






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