"Verkehrssicherheit ist kein Selbstläufer"

Präsidium der Landesverkehrswacht wiedergewählt

Präsident Klaus Ruppelt wiedergewählt
Fotos: Dietmar Kelkel

11.04.2017 / BAD SODEN-SALMÜNSTER - Klaus Ruppelt bleibt Präsident der hessischen Verkehrswächter. Die Delegierten bestätigten den ehemaligen Richter bei der Tagung im Landhotel Betz in Bad Soden mit großer Mehrheit für vier weitere Jahre in seinem Amt. Sheila Hartley-Starke, Claudia Schubert und Heinz Euler vertreten ihn. Dem erweiterten Vorstand gehören Gerhard Brink, Reinhold Bleß, Rolf Mai, Ernst Böttcher, Yvonne Bregulla, Manfred Wagner, Friedrich Schmidt und Frank Zimmer an. Zum neuen Landesjugendbeauftragten ernannte das Präsidium Moritz Kröhl.



Präsident Ruppelt betonte in seinem Rechenschaftsbericht, dass die Verkehrssicherheit der Flüchtlinge, deren gewohnte Verkehrsinfrastruktur mit hiesigen Verhältnissen nicht zu vergleichen sei, sich im Jahr 2016 als Herausforderung herausgestellt habe. Die 32 Kreis- und Ortsverkehrswachten mit ihren 2300 überwiegend ehrenamtlichen Mitgliedern hätten vor Ort schnell und unbürokratisch reagiert und Verkehrssicherheitstraining forciert. Ein weiterer Schwerpunkt der Arbeit sei altersgerechte Verkehrserziehung, die nicht auf Schulwegschulung und Radfahrausbildung im vierten Schuljahr beschränkt bleiben dürfe.



Noch immer glaubten Autofahrer, dass das Anschnallen der Sicherheitsgurte bei geringen Geschwindigkeiten nicht notwendig sei. Daher habe der Verband einen Aufprallsimulator als Prävention durch Selbsterfahrung angeschafft.
Dass Verkehrssicherheit kein Selbstläufer sei, zeige die Unfallstatistik. Zwar sei die Zahl der im Straßenverkehr getöteten Personen bundesweit erstmals seit Jahren um 245 auf 3.214 Verkehrstote gesunken, aber die Zahl der Verletzten sei auf 397.700 Personen gestiegen. In Hessen seien 231 Menschen bei Unfällen ums Leben gekommen, davon 52 Motorradfahrer. Das Jahr 2016 sei bundesweit mit rund 2,6 Millionen Unfällen das unfallreichste seit der deutschen Wiedervereinigung gewesen.

Dass die Arbeit der Landesverkehrswacht große Anerkennung erfahre, zeigten 563.383 Klicks auf der Verbands-Homepage und 4.947 Teilnehmer bei insgesamt 355 regionalen Veranstaltungen. Rolf Mai von der Autobahnkommission berichtete, dass beim Thema Rettungsgasse weiterhin Handlungsbedarf bestehe. "Eine Rettungsgasse wird nicht erst gebildet, wenn der Verkehr steht." Landesjugendbeauftragter Karl Heyer bemängelte, dass in wichtigen Ausschüssen das Stimmrecht fehle. "Der ADAC ist präsent, die Verkehrswächter sind nur peripher da."

Regionalbeauftragter Gerhard Brink, zuständig für Fulda, Schlüchtern, Gelnhausen und den Vogelsberg, unterstrich die Bedeutung der Schulwegschulung und berichtete von einem Projekt, bei dem Flüchtlinge das Radfahren trainieren. Yvonne Bregulla, Beauftragte für Vorschulen und Seniorenprogramme, war der Meinung, dass es viele offene Fragen zum Thema Versicherung gebe, die in einer Moderatorenrunde geklärt werden müssten.

Über Mythen und Wahrheiten, Hintergründe, Verfahren und Kriterien der medizinisch-psychologischen Untersuchung (MPU) referierte Horst Ziegler, der einen Ratgeber zu diesem Thema herausgegeben hat. Die MPU sei kein Glücksspiel oder reine Willkür. Hierbei gehe es im Wesentlichen um die Erfassung und Einschätzung der persönlichen Fahreignung von Personen, die am Straßenverkehr teilnehmen wollten. Die Fahrerlaubnisbehörde formulierten konkrete Fragen: "Ist zu erwarten, dass der zu Untersuchende auch künftig unter Alkoholeinfluss fahren wird? Liegen als Folge eines unkontrollierten Alkoholkonsums Beeinträchtigungen vor, die das sichere Führen eines Kraftfahrzeugs infrage stellen?"

Bei der Beantwortung der Fragen stellte Ziegler fest, dass eine MPU Schutz und Chance biete. "Auf der einen Seite müssen andere Verkehrsteilnehmer geschützt werden, wenn sich ein Fahrer als ungeeignet erwiesen hat. Auf der anderen Seite bietet die MPU die Chance, seine Fahreignung unter Beweis zu stellen. Sie kann eine wichtige Hilfestellung für das künftige Verhalten im Straßenverkehr sowie für das Leben sein." Das ehemalige Vorstandsmitglied gab auch einige Praxistipps, wie unnötige Fehler und falsche Strategien verhindert werden könnten. (kel) +++

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