Wo glückliche Hühner Eier legen

Ökologisch, nachhaltig, regional: Bei Hädes ist alles bio

Was wäre Ostern ohne bunte Eier? Lenny und Henry finden sie nicht nur schön anzusehen, sondern auch wahnsinnig lecker.
Fotos: Stefanie Harth

15.04.2017 / ALHEIM - Ruhig liegt die Henne in seiner Hand. Behutsam streicht Fabian Häde ihr übers Federkleid. Das braungefiederte Tier hält den Kopf schräg, blinzelt zufrieden in die Sonne. Vorsichtig setzt der Öko-Agrarmanager das Huhn auf dem Boden ab. Flugs gesellt sich die zweibeinige Dame zu ihren gackernden, emsig pickenden und scharrenden Artgenossen. Das Tagwerk ist längst vollbracht, die Eier sind gelegt: Gegen 10 Uhr haben die 36.000 Hühner „Dienstschluss“, die auf dem Mustergeflügelhof Leonhard Häde in Alheim-Heinebach leben und pro Woche etwa 200.000 Bio-Eier „produzieren“.



20 Hektar Grünauslauf stehen den Hühnern zur Verfügung, die nach Altersgruppen aufgeteilt in zwölf Ställen ihre Herberge bezogen haben. „Jedes Tier verfügt über mindestens vier Quadratmeter Auslauffläche“, berichtet Fabian Häde, der den familiengeführten Traditionsbetrieb, der dieses Jahr sein 90-jähriges Bestehen feiert, gemeinsam mit seinem Vater Leonhard in der vierten Generation leitet.

Bei Hädes ist alles bio: Seit Mitte der 70er Jahre wirtschaftet der Hof ökologisch und nachhaltig – mustergültig eben. Seit der Nachkriegszeit darf sich die Hühnerfarm mit dem Prädikat „Mustergeflügelhof“ schmücken. „Wir wollen immer neue Wege gehen und uns nicht ausruhen“, sagt Fabian Häde. „Wir wollen mustergültig in puncto Tierhaltung, Vermarktung und Ressourcenschonung sein.“

Weizen, Dinkel, Hafer, Triticale, Erbsen, Ackerbohne, Lupine, Sonnenblumenkuchen und Co. liefern Bauern aus der Region. „Wir mischen das Futter, das nach Müsli duftet, einmal wöchentlich individuell für jeden Stall direkt vor Ort zusammen“, erläutert der Bio-Landwirt, um zu betonen, dass das Futter großen Einfluss auf die Tiergesundheit und somit natürlich auch auf den Geschmack des Endprodukts hat. „Man schmeckt in jedem unserer Sonneneier, was die Henne gepickt hat.“ Übrigens: Wer hätte gedacht, dass ein Huhn im Jahr circa 47 Kilogramm Körner vernascht, was für den Mustergeflügelhof einen jährlichen Futterverbrauch von 1.700 Tonnen bedeutet.

Der Markenname Sonnenei ist nicht zufällig gewählt: Das Familienunternehmen setzt alles daran, einen möglichst geringen CO2-Fußabdruck entlang der gesamten Wertschöpfungskette zu hinterlassen. „Wir nutzen die Fernwärme unserer Biogasanlage und bauen auf das Kraftwerk Sonne, indem wir mit der Hilfe von Photovoltaik-Anlagen Strom erzeugen“, erklärt Fabian Häde. Das Beste: Die Kollektoren ernten nicht nur die Sonnenenergie, sondern spenden der Hühnerschar, die die Freilauffläche erobert hat, zugleich Schatten und Schutz.

36.000 Hühner – „das hört sich sehr viel an, ist aber nicht viel, wenn man bedenkt, dass in der konventionellen Hühnerhaltung weit mehr Tiere in nur einem Stall gehalten werden“, sagt der 29-jährige Heinebacher. Bei Hädes können die gefiederten Zweibeiner ihren Bewegungsdrang im Stall, auf den Terrassen und im Freien ausleben. Zudem liegen Heuballen und Picksteine bereit. Auch Hühner wollen schließlich beschäftigt werden. Hähne, die mit stolz angeschwollenem Kamm zwischen den Mädels hindurch stolzieren, sorgen für Struktur unterm Dach.

Hädes begleiten ihre Tiere vom Schlüpfen an: „Wir ziehen unsere Hennen vom Eintagsküken bis zur Legereife groß“, bekräftigt Fabian Häde. Apropos Legereife: Vermarktet werden so ziemlich alle Eier: Knickeier verarbeitet Fabians Mutter in den mannigfaltigsten hausgemachten Nudelsorten, die mit einem Ei-Anteil von 29 Prozent aufwarten. Der Öko-Agrarmanager selbst fliegt auf Doppeldottereier, also besonders große Exemplare, die mehr als 87 Gramm wiegen. „Das perfekte Frühstücksei“, meint er augenzwinkernd. „Ein Doppeldotter kommt auf circa 1.000 normalgewichtige Eier.“ Für die Riesen-Eier hat er sogar eine spezielle Pappschachtel entwickelt. Etwas ganz Besonderes seien zudem die „Bio-Minis“. Dabei handelt es sich um ganz kleine Eier, die von Junghennen gelegt werden.

Egal ob S, M, L oder XL: Woran erkennt der Verbraucher – vom Stempel einmal abgesehen, der Aufschluss über die Haltung gibt – eigentlich ein Bio-Ei? „Das Dotter muss hellgelb leuchten“, unterstreicht der Experte. „Ein dunkelgelbes Dotter lässt auf Farbstoffe schließen, die dem Futter beigesetzt wurden.“ Fabian Häde lässt seinen Blick über den Hof schweifen. Am steilen Hang weiden Rhönschafe und vier Ziegen. „Meine persönlichen Rasenmäher“, lacht er. Seine Hühner lassen sich von den wolligen Vierbeinern nicht stören: Sichtlich unbeeindruckt nehmen die Tiere ein ausgedehntes Sandbad. Mehr Infos: http://sonnenei.de/. (Stefanie Harth) +++

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