Derby-Spezial
Das hat Oliver Kahn mit der Karriere von Fuldas Kenan Mujezinovic zu tun
Kenan Mujezinovic pack zu: Der 21-Jährige ist zur Stammkraft in Fulda geworden
Archivfotos (5): Hendrik Urbin
30.03.2017 / FUSSBALL -
Seit August 2016 ist Kenan Mujezinovic bei Borussia Fulda. Auf Anhieb ist der 21-Jährige zur Stammkraft avanciert und wechselt sich nun mit Tobias Wolf im Tor ab. Aber was hat Torwart-Legende Oliver Kahn mit seiner Karriere zu tun?
Yokohama, 30. Juni 2002. Die DFB-Elf von Rudi Völler, als Rumpel-Truppe verschrien, steht völlig überraschend im Finale der Weltmeisterschaft gegen Brasilien. Und hat das vor allem einem Mann zu verdanken: Torwart Oliver Kahn. Dann Minute 67: Rivaldo schießt, Kahn patzt, Ronaldo trifft. Es war der erste Fehler des Bayern-Keepers im Turnier – zum denkbar schlechtesten Zeitpunkt. Deutschland verliert letztlich mit 0:2 und muss den Traum vom vierten Stern begraben.
Eine ganze Fußball-Nation trauert zunächst um den verpassten Weltmeistertitel. Auch im baden-württembergischen Heilbronn sitzt ein kleiner Bub vor dem TV und leidet mit Oliver Kahn. Sein Name? Kenan Mujezinovic. Fasziniert von Kahns Leistungen beschließt der damals Siebenjährige sich ebenfalls zwischen die Pfosten zu stellen. Heute, 15 Jahre später, steht Mujezinovic im Tor des Hessenligisten Borussia Fulda.
„Das war der Auslöser, warum ich mich ins Tor gestellt habe“, erzählt der 21-Jährige im Gespräch mit ON|Sport und fügt an: „Diese Gratwanderung als Torwart hat einen riesen Anreiz für mich.“ Denn als Torwart, so Kenan Mujezinovic, sei man schnell der Held – und genauso schnell der "Depp". Seit Ende August letzten Jahres steht der 21-Jährige im Tor des Fuldaer Traditionsklubs und ist zusammen mit Tobias Wolf die gleichberechtigte Nummer eins.
Der nächste, der verlängert?
„Die Jungs haben mich super aufgenommen“, sagt Mujezinovic, der kurzfristig von den Würzburger Kickers in die Domstadt wechselte, weil sich Wolf einer Operation am Knie unterziehen musste. „Ich hatte nur dreimal mit der Mannschaft trainiert, aber war sofort Teil der Truppe“, erzählt der Torwart, der nur wenige Tage nach seiner Verpflichtung gegen Alzenau schon zwischen den Pfosten stand und kurz vor dem Ende mit einer starken Parade den Punkt (1:1) festhielt.
Etwas mehr als ein halbes Jahr später ist Mujezinovic in der Barockstadt angekommen. Nicht nur sportlich, sondern auch privat. Denn anfangs pendelte der gebürtige Heilbronner noch von Würzburg nach Fulda, nun ist der 21-Jährige komplett in die Domstadt gezogen. „Die Stadt gefällt mir wirklich sehr gut und passt gut zu mir“, erzählt der Schlussmann, der wohl auch am Samstag (15 Uhr) beim Derby in Steinbach zwischen den Pfosten stehen wird.
Bevor Kenan Mujezinovic für ein Jahr bei den Kickers spielte, war er zehn Jahre lang im Nachwuchs des VfB Stuttgart und schaffte es bis in die zweite Mannschaft, die in der 3. Liga beheimatet ist. „Der VfB ist bekannt für seine gute Torwart-Schule“, sagt Mujezinovic über die Ausbildung in Stuttgart, wo unter anderem auch die Bundesliga-Torhüter Timo Hildebrand, Sven Ulreich oder Bernd Leno groß wurden. „Da wurde man nicht nur im Torwart-taktischen, sondern auch im persönlichen Bereich sehr gut ausgebildet“, blickt Mujezinovic, der auch ein Länderspiel für die U19-Nationalmannschaft gemacht hat, zurück.
Als sich abzeichnete, dass die Perspektiven beim VfB begrenzt sind, entschied sich der Torwart für einen Wechsel nach Unterfranken. Mit Routinier Robert Wulnikowski bildete Kenan Mujezinovic das Torwart-Duo. Doch am alten Haudegen kam das junge Talent nicht vorbei. „Ich habe mir natürlich schon Chancen ausgerechnet, aber man muss auch sagen, dass Robert wirklich überragend gehalten hat“, so Mujezinovic über den 39-Jährigen, mit dem die Kickers aus der Regionalliga in die 2. Liga durchmarschierten und der jetzt verletzt (Kreuzbandriss) fehlt.
Da kam die Anfrage der Borussen gerade zum richtigen Zeitpunkt. Bis zum Sommer hat Kenan Mujezinovic noch einen Vertrag in der Johannisau. Wenn es nach ihm geht, soll der 21-Jährige der nächste Spieler sein, mit dem der Klub verlängert. Denn Kenan Mujezinovic ist angekommen in der Barockstadt – nicht nur sportlich, sondern auch privat. (Tobias Herrling) +++