Die Song & Danceman Band

Publikum jubelt im Kulturkeller über Bob Dylan Songs

Die Song & Danceman Band im Kulturkeller in Fulda
Alle Fotos: Martin Engel

27.03.2017 / FULDA - Seit 2003 gastiert die Song & Danceman Band jedes Jahr einmal im Kulturkeller. Die Konzerte sind inzwischen Kult. So ist es an der Zeit, an dieser Stelle nicht die Band bei einer Konzertkritik in den Mittelpunkt zu stellen, sondern die Gäste. Denn das Publikum hat sich wieder einmal als kundig, flexibel und begeisterungsfähig erwiesen.



Alles das ist gleich beim ersten Lied gefordert. Das Stück ist neu im Programm, wie so vieles in den nächsten drei Stunden. Ein Blues-Brothers-artiger Riff, dazu eine Hardrock-Gitarre. Obwohl keiner im Saal den Song erkennt, klatscht schon nach wenigen Takten der ganze Keller mit. Wahnsinn! Als dann der Gesang dazu kommt, geht ein Raunen durch die Menge. Die ersten haben den Titel erkannt: „Forever Young.“ Eine verständliche Wahl, schließlich steht der Abend unter dem Motto „Frühlingsgefühle“, und bei dem flotten Forever Young bricht sich unbeschwerte Jugendlichkeit fröhlich Bahn und beswingt die Besucher.

Beim dritten Lied ist schon wieder Offenheit beim Publikum gefordert. Wie Bob Dylan selbst hat auch die Song & Dancenman Band keine Lust, immer dieselben Lieder zu spielen, und nicht einmal Lust, die Lieder immer gleich. Ständig ändert sich etwas, und keiner weiß, was als nächstes passiert. Das Publikum ist aber auf der Hut, gibt jedem Song seine Chance und fühlt sich nicht betrogen („so geht Blowin In The Wind gar nicht!“), sondern lässt sich begeistern. Jetzt von der „Spieluhr-Fassung“ von Blowin In The Wind, mit veränderter Melodieführung und dem sanften Beat eines lauen Frühlingsabends. Am Ende haben es manche sogar schon raus und singen den alten Refrain in der neuen Melodie: Gesangsvereinsfähig.

Der Frühling kommt auch mit Sturm und Braus, und so tobt der Saal durch „Rainy Day Woman“ und erlaubt sich, dem Song entsprechend, den Mitgröl-Refrain zu zelebrieren: Everybody must get stoned! Danach kommt wieder etwas Neues. „One More Cup Of Coffee“, die laute Pub-Gesellschaft wandelt sich in Sekunden in ein konzentriertes Konzertpublikum. Der Song nimmt die Menschen mit in eine andere Welt; wohin genau, das bleibt bei Bob Dylan häufig ungewiss, auch heute Abend. Doch wohin der Weg auch führt: Das Kulturkellerpublikum geht ihn mit, fürchtet sich nicht auf den dunklen Passagen („he overseas his kingdom, so no stranger does intrude“) und stellt sich tapfer allem, was der Song für sie bereithält.

Belohnt wird der Keller dafür mit fröhlichen Fantastereien: „Ugliest Girl In The World“ ist ein Frühlingsgefühl, das zeigt, dass der alte Grantler Bob Dylan durchaus Humor in Lieder packen kann. Warum gehen wir normal gerne auf einen Oldieabend und singen so gerne die alten Lieder mit? Weil wir damit uns und den anderen zeigen, dass wir es noch können, dass wir uns erinnern; wir zeigen, dass wir dabei waren – bei was auch immer – und damit eine Gemeinschaft bilden, die sich unter etwas Tollem vereint: „Hey Mr. Tambourine Man“ und alle haben Tränen in den Augen und Feuerzeuge leuchten, ebenso Handys mit Kerzen-App. Das Kulturkellerpublikum ist anders. Sie kommen eben nicht, um das Heute zu vergessen und in eine imaginäre Vergangenheit abzutauchen. Bei „Masters Of War“ bekommen sie Gänsehaut, aber nicht, weil sie sich erinnern, wie es damals war. Sie sehen durch den Song unsere Welt heute klarer vor sich. „Ring Them Bells“ werden die meisten Menschen im Publikum noch nie gehört haben, sie lassen sich dennoch ergreifen.

Im Kulturkeller wurde ein Bogen geschlagen von „The Times They Are A Changin“ bis zu „Things Haved Changed“. Wo immer die Band auch war: Das Publikum war schon da. Und so waren es am Ende die Gäste, die der Einstiegssong beschrieben hat: „Forever Young“. +++

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