Alter Volksbrauch wieder lebendig
Der erste Osterbrunnen der Stadt ist eingeweiht - lange Tradition
Fotos: Dieter Graulich
21.03.2017 / ULRICHSTEIN -
„Der Osterbrunnenbrauch hängt fraglos mit der großen Bedeutung des Wassers zusammen. Und wohl auch damit, dass sich früher das gesamte Dorf am Brunnen traf, um dort das Wasser zu schöpfen“, so Ulrichsteins Bürgermeister Edwin Schneider am Sonntag. Der erste Osterbrunnen wurde auf dem Platz vor dem Rathaus eingeweiht.
Er ging auf die Geschichte des Stadtbrunnens ein, der durch eine beispielhafte Spendenaktion nach dem Bau des Innovationszentrums errichtet worden war. Er sei mit seinem plätschernden Wasser eine Bereicherung für den Rathausvorplatz und vor dem 1. Advent werde er jährlich vom Bauhof immer weihnachtlich geschmückt. Schneider betonte, dass er nun auch ein Osterbrunnen sei und dankte im Namen der Stadt allen, die die vor zwei oder drei Jahren geborene Idee jetzt in die Tat umgesetzt hätten. Kosten für die Stadt seien keine entstanden. Zur Sicherstellung der Finanzierung des Vorhabens wurde Brot gebacken und verkauft sowie zahlreiche Spenden gesammelt. Der Erlös der Eröffnungsfeier fließe ebenfalls in voller Höhe in den Osterbrunnen.
Hauptinitiator Manfred Feineis erläuterte dann die Arbeiten, die für den schmucken Osterbrunnen notwendig waren. So musste zunächst von den „Eierbohrern“, Werner Steinhaus und er selbst, in die 6.500 Ostereier jeweils ein zweites Loch gebohrt werden, um die Eier aufzufädeln und an die Girlanden aus sogenanntem Dauer-Tannengrün zu wickeln. Vom städtischen Bauhof hatte man sich extra ein Eisen-Ei fertigen lassen, dass nun umwickelt vom Tannengrün, die Spitze des Osterbrunnens ziert.
Pfarrer Manfred Hofmann war zuvor in seiner Andacht am Oster-brunnen auch auf den Ursprung des Osterwassers eingegangen. Dieser liege in heidnischer Zeit. Das Wasser gelte als Ursymbol des Lebens und der Fruchtbarkeit und wurde bei den Germanen zum Gedenken an die Frühlings- und Fruchtbarkeitsgöttin Ostera verehrt. In den Jahrhunderten nach Christus wurde es als Symbol für das Leben mit Ostern in Zusammenhang gebracht. So wurde schon seit dem 2. Jahrhundert das Taufwasser nur zwei Mal im Jahr geweiht, nämlich in den Nachtfeiern von Ostern und Pfingsten.
Nach dem Volksbrauch muss das Osterwasser in der Nacht von Samstag auf Ostersonntag zwischen Mitternacht und Sonnenaufgang aus einem Bach geschöpft und schweigend nach Hause getragen werden. Es soll ein ganzes Jahr lang Augenleiden, Ausschlag und andere Krankheiten heilen, für ewige Jugend und Schönheit sorgen. Da es ein Symbol der Fruchtbarkeit ist, schöpften die jungen Mädchen schweigend Wasser gegen den fließenden Strom. Das Schweigen durfte nicht gebrochen werden, damit das Wasser seine Segens- und Heilskraft behielt. Es durfte auch kein Wassertropfen verloren gehen oder im Heim des Mädchens auslaufen. Das Vieh soll vor Krankheiten geschützt werden, wenn es am Ostermorgen in die Bäche getrieben wird. Nach dem Volksglauben werden Kinder, die mit Osterwasser getauft wurden, besonders intelligent. Das heilige Wasser soll nun ein ganzes Jahr vor Krankheiten, Unglücken oder ähnlichen Ereignissen bewahren. „Auch wenn unser heutiges Fest einen heidnischen Ursprung hat, der im zweiten Jahrhundert mit Ostern verknüpft wurde, so spielt doch die lebensspende Kraft des Wassers auch im Christentum eine Rolle, wie zum Beispiel bei der Taufe“, so Hofmann.
Nach den offiziellen Ansprachen gab es im Innovationszentrum bei einem gemütlichen Beisammensein Kaffee und Kuchen. Die musikalische Umrahmung hatte die Chorgemeinschaft und der Chor der Landfrauen unter Leitung von Werner Betz. (Dieter Graulich) +++