Krimi-Lesung bei Köhler
Bjarne Mädel: Kein Tatort zum reinigen, aber dafür viel zu lachen
Fotos: Julius Böhm
18.03.2017 / FULDA -
Wer hätte gedacht, dass Bjarne Mädel auch eine ernste Rolle einnehmen kann? Auf der Mattscheibe lernte man Bürohengst Berthold "Ernie" Heisterkamp, Dorfpolizist Dietmar Schäffer oder den schroffen Tatortreiniger "Schotty" bisher immer als liebevollen Trottel kennen. Mädel mag diesen Ausdruck freilich gar nicht.
"Ich spiele gern auch mal den fiesen Charakter. Das erwarten die Zuschauer nämlich nicht von mir", sagt der 49-Jährige. Mit seiner authentischen norddeutschen Schnauze und einer gehörigen Portion Situationskomik machte Mädel auch aus den Krimi-Kurzgeschichten beim "Tatort-Fulda" einen Abend zum Schmunzeln. 200 Zuhörer im Modehaus Köhler nahm er am Freitag mit dem Buch "Mann über Bord!" von Jürgen Ehlers mit auf ein paar Kurztrips nach Norddeutschland. Wo ermordet, ermittelt und viel gelacht wurde.
Zum Beispiel bei der Geschichte von einem sehr diskreten Mann aus Rostock. Dieser Mann macht "so eine Sache". Er war nur wegen „dieser Sache“ nach Rostock gekommen, weil sich damit viel Geld verdienen lies. Eigentlich war der Mann aus „dieser Sache“ längst ausgestiegen. Eigentlich, denn Geld ist sein Schwachpunkt. Der Mann lebt gut, hat eine Rolex am Handgelenk ticken, eine Segelyacht und wünscht sich eine neue Verkleidung mit Mahagoniholz. Sehr teuer.
Halb sieben morgens klingelt es Sturm. Es war die Polizei. "Sie sind zu früh, hab ich einen Fehler gemacht?" Sie bringen ihn zum Tatort, wo ein Notarzt und Kommisar Anders auf ihn warten. "Hier ist doch was faul. Richter Broch hätte kommende Woche den Prozess gegen einen von Dirk Sass' Leuten begonnen", schimpft der Kommisar. Unser Mann sagt: "Wenn da etwas faul ist, bekomme ich es raus." Der Kommisar antwortet: "Sie sind ein Patologe genau nach meinem Geschmack..."
Er ist sicher mehr, als der liebenswerte Trottel, den er allzuoft verkörpern muss. "Vor die Kamera wollte ich eigentlich nie", ist er ehrlich. Eine Stromberg-Casterin sah ihn Theater spielen und schlug ihn für die Rolle als "Ernie" vor und so nahm seine Karriere ihren Lauf. Zwei Grimme- und zwei Comdey-Preise kommen nicht von ungefähr. Deshalb waren die 200 Karten bei Köhler wohl auch in wenigen Minuten ausverkauft... (Julius Böhm) +++