Stolpersteine gegen das Vergessen

19 Landsberg-Nachfahren reisten extra aus Israel an



17.03.2017 / BAD HERSFELD - Stolpersteine sind Gedenksteine an Menschen, die während des Dritten Reiches von den Nationalsozialisten verschleppt, gefoltert, ermordet oder in den Freitod getrieben wurden. Am Donnerstag wurden in der Bad Hersfelder Innenstadt 14 weitere Stolpersteine für Hersfelder Holocaust-Opfer verlegt. Die Verlegung begann mit einer Gedenkfeier vor dem Haus Vogelgesang 7, der ehemaligen Wohnadresse des jüdischen Lehrers Isidor Landsberg, für dessen Frau Rini und Sohn Jakob je ein Stolperstein verlegt wurde. Einen der Stolpersteine hat die Hersfelderin Irmgard Kötter gestiftet, aus tiefer Bewunderung und Mitgefühl für Rini Landsberg, die ganz auf sich allein gestellt alles tat, um ihren Kindern alles zu geben, was diese brauchten.



Die Stolpersteinverlegung nahm der Kölner Bildhauer und Künstler Gunter Demnig vor. Yair Landsberg bekundete seinen Respekt für den Ideengeber dieser Aktion mit den Worten: „Meine Botschaft an Gunter Demnig, den wagemutigen, originellen und unkonventionellen Künstler: auf diese Stolpersteine, so glaube ich, sollte man sich auch als Kompass-Steine und Steine des Gewissens beziehen, weil diese Steine das Grauen aus der Banalität von Statistiken herausnehmen. Sie werden so verlegt, dass wir sie nicht ignorieren können und mittels der kreativen Kraft des Künstlers wirken sie gegen den dem Menschen eigenen Verdrängungs-Mechanismus“.

Werner Schnitzlein, Vorsitzender der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Hersfeld-Rotenburg, begrüßte die anwesenden Gäste aus Israel und alle interessierten Teilnehmer aus der Region. Dr. Heinrich Nuhn aus Rotenburg, der sich als Initiator und Autor der gegründeten „Initiative Stolpersteine für Bad Hersfeld“ sehr intensiv mit den Biografien der Opfer befasst, hat sich auch durch die Vorbereitung und Organisation der Stolpersteinverlegungen verdient gemacht, was besonders von den anwesenden Angehörigen gewürdigt wurde.

Ein Lobkreis-Gedicht auf Rini Landsberg, verfasst von ihrem Sohn Shimon Landsberg, wurde von der Theatergruppe der Konrad-Duden-Schule unter der Leitung von Andrea Exner vorgetragen. Vier Landsberg-Söhne haben die Konrad-Duden-Schule, die frühere Alte Klosterschule, bis 1933 besucht. Bereits am Vormittag nahmen die Angehörigen die Gelegenheit wahr, sich nach dem Besuch am Grabmal von Isidor Landsberg auf dem Jüdischen Friedhof in der Heinrich-Heine-Straße in der Konrad-Duden-Schule umzuschauen. Der Höhepunkt war sicher das vorhandene Originalzeugnis von einem der Brüder. Weitere Stolpersteine wurden in der Löhrgasse 5, an der Obergeis 19 und am Brink 9 für die Mitglieder der Familien Heilbrunn, Ohmsberg und Cohn verlegt. Es schloss sich ein Empfang für die 19 Landsberg-Nachfahren im Buchcafé in Kooperation mit dem Magistrat der Stadt Bad Hersfeld und dem Landkreis Hersfeld-Rotenburg an. (Gudrun Schmidl) +++ 

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