Zivilcourage aufwerten

Vogelsbergkreis gibt Startschuss für Landesprogramm "Gewalt-Sehen-Helfen"

Kreisbeigeordnete Magdalena Pitzer (v.l), Karl-Heinz Hofmann (h.l, (Polizeipräsidium Osthessen), Fachstelle Prävention), Landespolizeipräsident Udo Münch, Multiplikator Eckhard kömpf, Landrat Manfred Görig, Multiplikator Gudrun Stumpf, Kreisbeigeordnete Rosemarie Müller,
Fotos: Franziska Vogt

16.03.2017 / LAUTERBACH - Ja, es geht: Wenn man eine Gewaltsituation beobachtet, kann man helfen, ohne sich selbst in Gefahr zu bringen. Das ist die Botschaft des Landesprogramms "Gewalt-Sehen-Helfen", an dem sich jetzt auch der Vogelsbergkreis beteiligt. Am Donnerstagabend wurde die Nutzungsurkunde von Landespolizeipräsidenten Udo Münch an den Vogelsbergkreis übergeben. Landrat Manfred Görig (SPD) unterschrieb die Urkunde feierlich und lobte dabei ausdrücklich das Vogelsberger Familienbündis.


Aus dessen Engagement und Einsatz stammt nämlich die Idee im Vogelsbergkreis das Landesprogramm, welches schon seit 1997 in Frankfurt existiert, zu starten. Vorab informierten sich die Bündnis-Handlungsfelder „Bürgerschaftliches Engagement“ und „Gewaltprävention“ über das Landesprogramm „Gewalt-Sehen-Helfen“ (GSH). Seit 2005 sind sie vom „Netzwerk gegen Gewalt“ in Hessen verbreitet. Vom Konzept des GSH überzeugt wurde es dem Kreisausschuss empfohlen und schließlich der Entschluss gefasst dem Programm beizutreten.

„Die Frage ist: Wie können wir alle etwas gegen Gewalt tun und vor allem uns selbst schützen?“, sagt Manfred Göring (SPD) Landrat des Vogelsbergkreises. Denn manchmal erkenne man eine bedrohliche Situation nicht und müsse letzten Endes immer mit dem Maximalen rechnen. Auch Landespolizeipräsident Udo Münch betont, dass Gewalt auch hier in den ländlichen Gegenden zugenommen habe: „Prävention ist wichtig, um Gewalt zu erkennen. Ich spreche aus eigener Erfahrung, wenn ich sage, dass der scheinbar einfachste Einsatz gefährlich ist.“ Münch betont auch, dass jeder helfen könne, egal welches Geschlecht, welche Größe, ob stark oder schwach. Ziel sei es, die Täter zu verunsichern.

Einen Crash-Kurs in Sachen Gewalt-Prävention gab es passend zum Start des Programmes in Form von einem Video und Rollenspielen, gleich dazu. Ronny Günkel, Geschäftsführer des „Netzwerkes gegen Gewalt“, erklärte den interessierten Zuhörerinnen und Zuhörern die Grundregeln der Gewaltprävention und wie man sich wirkungsvoll schützt. So sei beispielsweise kein Einstieg in einen Streit, der beste Ausstieg und man vermeide am besten Körperkontakt. Pfefferspray sei keine wirksame Verteidigungsmöglichkeit, sondern man solle eher zu einem Schrillalarm oder einer Trillerpfeife greifen „Eine wirksame Methode ist auch immer beim „Sie“ zu bleiben. Streitet man sich zum Beispiel öffentlich, so können Außenstehende denken, dass man sich kennt und der Konflikt, zum Beispiel zwischen Eheleuten, von selbst regelt“, so Günkel. Eins betont er aber ganz besonders: rufen sie lieber einmal mehr die Polizei, als einmal zu wenig.

Damit das Programm wirksam an die Bürger kommt, werden sogenannte Multiplikatoren in speziellen Seminaren geschult. Die Schulung erfolgt hierbei durch das Land Hessen, die Organisation der Seminare liegt allerdings bei der Kreisverwaltung. Der Vogelsbergkreis hat mit Gudrun Stumpf und Eckhard Kömpf auch schon zwei Multiplikatoren, die den Bürgern die Informationen an die Hand geben werden. Dies alles erfolgt auf freiwilliger Basis. Landespolizeipräsident Münch hat lobende Worte für die Beiden übrig: „Eigentlich müssten wir aufstehen und vor ihnen den Hut ziehen. Ich hoffe, dass sie die erlernten Fähigkeiten nicht brauchen.“ (Franziska Vogt) +++

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