Die MITTWOCHS-KOLUMNE
WIELOCH schreibt an (29)…die streikenden Amazon-Mitarbeiter in Bad Hersfeld
15.03.2017 / REGION -
Liebe Amazon-Mitarbeiter,
„Unser Ziel: das kundenfreundlichste Unternehmen der Welt zu sein“. Diese selbstbewusste Firmenmaxime ziert jede E-Mail, die man vom Kundendienst Ihres Arbeitgebers erhält. Meine langjährigen Erfahrungen zeigen: Amazon hält Wort, mehr Service geht nicht. Freundlichkeit, Kulanz, Schnelligkeit, Erreichbarkeit – Note 1+. Doch offenbar ist bei Amazon nur der Kunde König. Für Sie als Angestellte gelten vermutlich andere Maßstäbe. Anders ist der seit vier Jahren andauernde Arbeitskampf nicht zu erklären.
Es geht natürlich ums Geld. Sie verlangen eine bessere Bezahlung. Ihre Gewerkschaft Verdi wirft dem Internetriesen zudem vor, Mitarbeiter bei längerer Krankheit unter Druck zu setzen, selbst Toilettengänge zu kontrollieren. Das Betriebsklima, so hört man, ist auf dem Tiefpunkt. Amazon widerspricht diesen Darstellungen. Die Arbeitsplätze sind attraktiv, die Löhne gut, heißt es. Wer hat nun Recht? Fakt ist: Wenn Streiks seit Jahren fast schon zum Tagesgeschäft gehören, kann etwas nicht stimmen. Ein Tarifvertrag sollte in der heutigen Zeit selbst bei einem US-Versandhändler durchsetzbar sein. Sollte!
Nach mittlerweile vier Jahren muss man, ohne hinter die Kulissen des Online-Giganten schauen zu können, wohl resümieren: Verdi und Sie sind gescheitert, zumindest vorerst. Der Auseinandersetzung fehlen Dynamik und neue Impulse. Amazon sieht keinen Grund, sich zu bewegen. Experten befürchten vielmehr, dass der Konzern künftig auf eine stärkere Automatisierung in seinen Logistikzentren setzen könnte. Roboter statt Menschen. Die streiken nicht, die werden nicht krank. Stellen aber sicher, dass morgen an der Haustür das abgeliefert wird, was eben per Mausklick bestellt wurde.
Mit herzlichen Grüßen