Krimi-Lese-Festival "Tatort Fulda"

Mord in der Hersfelder Stiftsruine mit HR-Wetterfrosch Tim Frühling

Tim Frühling - der Wetterfrosch mit dem besten Namen überhaupt - las am Donnerstag aus seinem Roman
Fotos: Erich Gutberlet

11.03.2017 / FULDA/BAD HERSFELD - Das Krimi-Lese-Festival "Tatort Fulda", das derzeit die Barockstadt unsicher macht, hatte am Donnerstag einen besonderen Höhepunkt. Denn immerhin wurde an diesem Abend nicht irgendwo gemordet, nein: Der Schauplatz des Verbrechens war diesmal die Bad Hersfelder Stiftsruine. Klar, dass sich ON dieses besondere literarische Schmankerl nicht entgehen ließ.



Zum Tatort geladen hatte die Buch- und Spiele-Handlung "Uptmoor" in ihren Verkaufsraum in der Lindenstraße, der Platz für hundert Schaulustige bot. Zwischen Kinderbüchern und Brettspielen las der Autor, Moderator und HR-Wetterfrosch Tim Frühling, der von "Uptmoor"-Chef Ralph Kohlheyer begrüßt wurde, aus seinem zweiten Kriminalroman "Festspielfieber".



Wieder ermittelt Kommissar Daniel Rhode, diesmal aber nicht auf Fuerteventura wie im Krimi-Debüt "Ein Kommissar in Badeshorts", sondern in seiner Heimatstadt Bad Hersfeld, wo in der Stiftsruine ein Drei-Personen-Stück geprobt wird, was Tim Frühling dazu veranlasste, auf Schwächen bei der Buch-Recherche hinzuweisen: "Ich hatte nämlich nicht bedacht, dass die Stiftsruine so groß ist wie Künzell und damit für so wenig Bühnenpersonal eigentlich denkbar ungeeignet." Nun, die drei Darsteller sind sich spinnefeind, und eines Tages wird Ober-Diva Natascha Gessler tot in ihrer Garderobe aufgefunden, erschlagen mit einem Reichsapfel aus der Requisitenkammer, was den "Who done it?" in Gang setzt.

Der leichtfüßig geschriebene Roman, der bereits vor der Hersfelder Dieter-Wedel-Ära entstand, ist gespickt mit humoristischen Seitenhieben auf den Festspielbetrieb, die Kommunalpolitik sowie die osthessische Kulturberichterstattung. Tim Frühling hat herrlich-verschrobene Charaktere ersonnen, die er bei seinem Vortrag trefflich interpretiert. Der 41-Jährige liest seinen Text mit Händen und Füßen, plaudert zwischendurch ungezwungen mit den Zuschauern, und sein Lausbuben-Charme bringt das Publikum ein ums andere Mal zum Lachen. "Deswegen bin ich auch Autor geworden", bekennt er. "Weil man bei der Wettervorhersage im Fernsehen immer so ernst sein muss."

Das Buch lebt besonders auch vom Lokalkolorit. Ein Kapitel über die Grenzöffnung 1989 würde Frühling im Rhein-Main-Gebiet nie lesen, in Osthessen freilich weckt es eigene Erinnerungen an Trabi-Schlangen und Begrüßungsgeld. Dass Fulda selbst im Roman fast nicht vorkommt, kaschiert der Autor geschickt, indem er den Städtenamen so oft wie möglich ins Manuskript schmuggelt, was das Fuldaer Publikum mit Wohlwollen zur Kenntnis nimmt.

Frühling kennt sich übrigens prima aus in der Gegend. Ein dritter Krimi ist geplant, aber schon im April erscheint sein Buch "111 Orte in Osthessen und in der Rhön, die man gesehen haben muss", das außergewöhnliche Sehenswürdigkeiten vorstellt, "die eben noch nicht jeder Einheimische kennt", wie Frühling sagt. – Man darf gespannt sein. (Matthias Witzel) +++

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