USA-Experte referierte im Domgymnasium

Vortrag über "Trumps Amerika" – "Das Haus Europa ist unser Schutz"


Fotos: Erich Gutberlet

09.03.2017 / FULDA - Der 45. Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika bewegt die Gemüter. Und so kamen am frühen Mittwochabend zahlreiche Zuschauer, darunter viele Oberstufenschüler, in die Aula des Fuldaer Domgymnasiums, um einem Vortrag zum Thema "Trumps Amerika – auf Kosten der Freiheit" zu lauschen. Dieser wurde gehalten von Dr. Josef Braml, dem Autor des gleichlautenden Sachbuchs, der von der "Gesellschaft für Sicherheitspolitik" (GSP) eingeladen worden war. Schulleiter Matthias Höhl begrüßte das Auditorium und zitierte Bundestagspräsident Norbert Lammert, der nach Donald Trumps Wahlsieg dem Hohen Haus seine "nachhaltige Irritation" nicht vorenthalten wollte.



Die GSP, gegründet 1952, ist die älteste sicherheitspolitische Bildungsinstitution der Bundesrepublik und will mit bis zu 1.000 Informationsveranstaltungen jährlich die tiefgreifenden Veränderungen des internationalen Sicherheitsumfeldes vermitteln und die neuen Risiken und Bedrohungen in einer sich zunehmend globalisierenden Welt benennen. Der Fuldaer GSP-Sektionsleiter Michael Trost wies darauf hin, dass das transatlantische Bündnis gerade für das ehemalige Grenzgebiet Osthessen von besonderer Bedeutung sei, und stellte den Referenten vor.

Dr. Braml sei seit 2006 USA-Experte bei der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik. Auf seine Expertisen griffen viele Entscheider aus Politik und Wirtschaft zurück, darunter auch das deutsche Außenministerium. Er sei Autor mehrerer, zum Teil preisgekrönter Bücher zum Thema Amerika, und Braml selbst ergänzte seine Vita humorvoll mit dem Satz: "Ich war aber früher auch mal Landwirt, kenne mich also mit ,Bullshit‘ aus."

Braml umriss zunächst die Ausgangslage der USA vor dem Wahlkampf. Nach der Banken-Krise sei die Wirtschaft nicht in Schwung gekommen, und vor allem das ländliche Volk und die gesellschaftlich Abgehängten hätten die Nase vom politischen Establishment voll gehabt. "Dann kam der Milliardär Trump mit der Aussage ‚Ich habe noch immer alles erreicht, was ich wollte‘ sowie dem Versprechen, ,den Geld-Sumpf in Washington auszutrocknen‘ und alle US-Bürger am Wohlstand teilhaben zu lassen."



Diese Botschaft, gepackt in gebetsmühlenartig wiederholte Krawall-Reden, und flankiert von einem Wahlsystem, in dem es nicht um die meisten Wählerstimmen, sondern um die meisten Wahlmänner gehe, habe Trump schließlich den Sieg beschert. "Wir alle haben ihn unterschätzt und von oben auf ihn herabgeschaut", sagte Braml. "Aber dumm ist Donald Trump mit Sicherheit nicht."

Mit seinen abgrenzenden Äußerungen über wirtschaftliche Freihandelsabkommen und zur NATO, die obsolet sei, habe Trump die Grundpfeiler der deutschen Außenpolitik ins Wanken gebracht, so der US-Experte, der europäische Geschlossenheit anmahnte. "Der Populist Trump will sich die europäischen Staaten lieber einzeln zur Brust nehmen, anstatt dem ganzen Block gegenüberzustehen. Sein Stab hat bereits in Frankreich und Berlin Büros eröffnet, um die europäischen Demagogen um Marine Le Pen und die AfD zu stärken. Daher müssen wir Europa als Schutzhaus vor der ehemaligen Schutzmacht Amerika stabiler denn je zuvor ausbauen."

In der sich anschließenden Diskussion mit dem Publikum, antwortete Braml auf die Frage eines Domgymnasiasten, der in diesem Jahr zum ersten Mal wählen darf: "Gehen Sie wählen! Informieren Sie sich vorher! Hören Sie genau zu, was die AfD Ihnen anbietet, und fragen Sie sich, ob Sie das wirklich wollen!" (Matthias Witzel) +++

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