Schritt für Schritt zurück in den Alltag
Behandlungswohnen für acht psychisch kranke Menschen in einem Haus
07.03.2017 / HANAU - In Hanau hat ein weit über Kreisgrenzen einzigartiges Projekt begonnen: Es führt Patientinnen und Patienten nach ihrer Entlassung aus der stationären Behandlung in der psychiatrischen Klinik Hanau behutsam wieder in den Alltag ein. Dazu haben in einer gemeinschaftlichen Aktion der Main-Kinzig-Kreis, die Stadt Hanau, die Baugesellschaft Hanau und das Klinikum vier Zwei-Zimmer-Wohnungen so hergerichtet, dass bis zu acht Männer und Frauen einziehen und dieses Angebot nutzen können.
„Auf das ‚Hanauer Modell‘ sind seit Jahren viele Blicke gerichtet, nun noch einmal mehr, weil hier Politik, Sozialhilfeempfänger, der Gemeindepsychiatrische Dienst und die Klinik ganz ohne Reibungen ihre Ressourcen für ein Vorhaben von dieser beachtlichen Größe in die Waagschale geworfen haben“, erklärte Erste Kreisbeigeordnete Susanne Simmler. Simmler schaute sich zusammen mit dem Kreisbeigeordneten Matthias Zach, Hanaus Stadtrat Axel Weiss-Thiel und Vertretern des Klinikums und der Baugesellschaft die Wohnungen kürzlich an, die allesamt in einem Haus liegen.
In den Wohnungen erhalten die Menschen weiterhin Betreuung, leben aber viel autonomer und „blühen regelrecht auf“, wie den Gästen bei einem Rundgang erklärt wurde. „Dieses Haus ist für uns ein echter Glücksfall“, sagte Dr. Thomas Schillen, Leiter der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie. In dieser Größe und dieser Form kenne er für das sogenannte Behandlungswohnen deutschlandweit kein zweites Beispiel.
Kreisgesundheitsdezernent Matthias Zach sieht im Hanauer Haus Vorbildcharakter für weitere Projekte dieser Art. „Leider ist es so, dass viele psychisch kranke Menschen nach ihrer langen Behandlung ohne Wohnung dastehen und auch nicht bei Angehörigen oder Bekannten unterkommen. Dabei brauchen sie gerade am Anfang Begleitpersonen, die sie Schritt für Schritt zurück in den Alltag bringen“, urteilte Zach.
Für einen Teil schwer kranker Menschen ist der Schritt in diese Behandlungsform bisher aber nicht möglich gewesen, da durch die Erkrankung zum einen die eigenen Wohnung verloren ging, zum anderen die Kompetenzen zur eigenständigen Führung eines Haushalts zunächst wieder eingeübt werden müssen. „Das Betreuungswohnen in Hanau-Lamboy füllt nun genau diese Lücke“, fasste Erste Kreisbeigeordnete Susanne Simmler zusammen. +++