"Operationsweltmeister"
Experten-Talkshow bei Dr. Al-Hami: Unsinnige Wirbelsäulen-Operationen
Fotos: Christian P. Stadtfeld
23.02.2017 / FULDA -
Die Anzahl an Wirbelsäulenoperationen ist stark gestiegen. "In Osthessen gibt es eine Steigerung um bis zu 300 Prozent. Das kann ich als Chirurg so nicht stehen lassen", sagte Dr. Samir Al-Hami. Der Fuldaer Neurochirurg hatte am Mittwochabend zu einer Talkshow "Unsinnige (Versteifungs-) Operationen an der Wirbelsäule" geladen. Gemeinsam mit Professor Dr. Robert Behr, Direktor der Klinik für Neurochirurgie am Klinikum Fulda, wurden in der Dr. Al-Hami International Academy alle Karten auf den Tisch gelegt. Die Experten kamen mit den Patienten ins Gespräch und versuchten gute Ratschläge zu geben.
"Das Thema beschäftigt uns schon seit vielen Jahren", sagte Al-Hami. Schon lange spreche er über die unnötigen Operationen. Sein Ziel: Die Patienten mit seinen Veranstaltungen wachrütteln und erklären, dass der Weg in den OP nicht immer gleich der richtige ist. "Die Patienten werden durch die Medien verunsichert. Dass die Operationen zunehmen, ist kein neues Thema, aber immer noch aktuell. Es wird sogar schlimmer und spezieller." Die Landkreise Fulda, Hersfeld-Rotenburg und der Main-Kinzig-Kreis würden sogar zu den Spitzenkreisen in Hessen gehören. "Fakt ist: Es wird zu viel operiert - besonders in unserer Region." Die steigenden Zahlen hätten laut Al-Hami wirtschaftliche Gründe. Eine AOK Studie zeige, dass die Anzahl der Wirbelsäulenoperationen in Deutschland von 22.408 in 2008 auf 64.006 in 2010 angestiegen sei.
Woran liegt das, dass die Schrauben wieder locker werden? Werden künstliche Bandscheiben noch verwendet? Welche Einschränkungen gibt es nach einer Versteifungsoperation? Und wie wähle ich die richtige Klinik aus? Die Zuhörer hatten viele persönliche Fragen. Aber auch für die Allgemeinheit hatten die Experten Ratschläge: "Sie haben immer Zeit, vor einer Operation ausreichend zu überlegen", sagte Al-Hami. Man sollte sich auf keinen Fall zu einer Entscheidung drängen lassen. Das Wichtigste sei nach wie vor die Indikation, denn die sei das A und O für ein schmerzfreies Leben . (Julissa Bär) +++